Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die gespielte Universitäts-Empörung über die zu-Guttenberg-Affäre

Hadmut Danisch
28.2.2011 0:49

Die Regierung wiegelt ab. Die Wissenschaft regt sich zunehmend auf. Glaubwürdig ist beides nicht. Die schnelle Heucheltruppe hat ihren Einsatz. (Nachtrag 3)

  • Der Nachfolger von zu Guttenbergs Doktorvater, Professor Oliver Lepsius, haut verbal ziemlich auf den Putz: Sie seien einem Betrüger aufgesessen.
  • Ein Haufen Doktoranden schreibt einen Offenen Brief an Kanzlerin Merkel
  • Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner, warnte davor Plagiate in der Wissenschaft als Kavaliersdelikt zu verharmlosen. Geistiges Eigentum in der Wissenschaft sei genauso wertvoll wie materielles Eigentum. (Quelle: DIE WELT)
  • Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Jörg Hacker, wirft Guttenberg in der Plagiatsaffäre eine schlechte Vorbildrolle vor. “Unredliches Vorgehen bei der Abfassung wissenschaftlicher Arbeiten stellt eine Handlung dar, die den Respekt vor der Wissenschaft und ihren elementaren Prinzipien vermissen lässt”, sagte der Biologe der Nachrichtenagentur dpa. (Quelle: SPIEGEL)
  • Ernst-Ludwig Winnacker, Spitzenrepräsentant der deutschen Forschung und früherer Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), warnt davor, die Plagiatsaffäre um die Dissertation von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu verharmlosen. Man dürfe nicht mit zweierlei Maß messen, sagte Winnacker dem SPIEGEL. […] In der Wissenschaft ist Guttenbergs Schicksal Winnacker zufolge besiegelt: “Wir Forscher können niemanden einsperren, das kann nur ein Richter”, sagte er, “aber die Strafe der Wissenschaft ist, dass man für immer am Pranger steht.” Die Konsequenzen in der akademischen Welt wären eindeutig: “Leute, die so etwas machen, sind in der Wissenschaft erledigt.” […]Der Biochemiker und Genforscher Winnacker war von 1998 bis Ende 2006 DFG-Präsident, dann leitete er den Europäischen Forschungsrat ERC. Seit 2009 ist er Generalsekretär der International Human Frontier Science Organization. (Quelle: SPIEGEL)
  • Der frühere Verfassungsrichter Winfried Hassemer sagte: Selbst wenn der faktische Beweis nicht vorliege, seien “Juristen gut darin geübt, den Vorsatz aus den äußeren Umständen einer Tat zu schließen”. (Quelle: SPIEGEL)
  • Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat das Verhalten von Teilen der Politik in der Guttenberg-Plagiatsaffäre scharf kritisiert. „Die Marginalisierung schwersten wissenschaftlichen Fehlverhaltens durch höchste Repräsentanten unseres Staates ist empörend“, erklärte DHV-Präsident Bernhard Kempen am Freitag in Bonn. „Es ist unerträglich, wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze politisch kleingeredet wird.“ (Quelle: FAZ)

Drastische Worte. Vielleicht zu drastisch.

Nicht, weil man zu Guttenbergs Plagiat verharmlosen könnte. Der hat sich wirklich deftige Strafen und Watsch’n verdient.

Sondern weil Klauen, Lügen und Betrügen im deutschen Hochschulsystem ja nichts besonderes ist. Die regen sich ja nicht auf, weil er plagiiert hat. Sondern weil das so heftig in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit kam (vulgo: weil er sich hat erwischen lassen). Seit Jahren, Jahrzehnten wird bei der deutschen Promotion willkürlich benotet, gibt es nicht mal entfernt greifbare Kriterien. In meinem Promotionsstreit konnte in über 10 Jahren nicht mal ansatzweise geklärt werden, was eigentlich eine Dissertation ist, welche Leistungsanforderungen und Bewertungskriterien anzulegen sind. Sie wissen es einfach nicht. Es gibt keine Anforderungen und Kriterien, da ist nur Willkür.

Als ich mich gegenüber dem Gericht auf Vergleichspromotionen und deren Bewertung (alles Bestnoten) bezog – legitimes Werkzeug des Prüflings, Noten müssen vergleichbar sein – kam das Verwaltungsgericht zu dem Urteil, daß sämtliche Vergleichspromotionen zu Unrecht erfolgt seien, und man sich deshalb nicht auf sie beziehen könnte, weil es rechtlich keine Gleichheit im Unrecht, sondern nur Gleichheit im Recht gäbe. Ein Gericht stellt fest, daß ein ganzer Stapel von Promotionen, die ich anführe, viele mit diversen Auszeichnungen, eine davon von der Gesellschaft für Informatik zur besten Dissertation des Jahres gewählt, zu Unrecht erfolgt seien – und es passiert nichts. Gar nichts. Niemand regt sich auf, niemand schimpft über Betrug, niemand sammelt die Doktorgrade wieder ein. Man findet es normal.

Es kommt heraus, daß manche Universitäten ihre Ehrendoktoren inzwischen offen für Geld vergeben. Niemanden stört es.

Ich habe die DFG seit 1998 – also in der Amtszeit des Präsidenten Winnacker, der sich so dekorativ aufregt (s.o.) mehrfach darauf hingewiesen, daß es da allerlei Probleme gibt – daß da Schindluder mit DFG-Stellen getrieben wird, daß DFG-Gelder veruntreut werden, daß sie einen unseriösen Professor als Gutachter einsetzen – nichts passiert. Finden die alle normal, aber jetzt regt sich Winnacker auf und tut so als ob.

Daß die von der DFG gegenüber der Regierung so angepriesenen und gelobten Untersuchungskommissionen nicht funktionieren und an manchen Universitäten nur auf dem Papier stehen, gar nicht besetzt sind, habe ich der DFG mehrfach mitgeteilt. Die antworten nicht einmal.

Der deutsche Hochschulverband regt sich auch auf und schimpft auf die Verharmlosung des Schwindels. Und vor allem die Jura-Professoren heben inzwischen ein Gezeter an, wie böse sie doch getäuscht worden wäre. In meinem Krach damals hat der Hochschulverband damals ein Gefälligkeitsgutachten eines Jura-Professors vermittelt, wonach der Prüfling keine Einsicht in die Korrekturexemplare nehmen dürfte, also ein gezielter Versuch, Manipulationen zu vertuschen und zu verbergen. Das Pamphlet ist zwar nur mit „Mußgnug” unterzeichnet, aber soweit sich rekonstruieren ließ, handelt es sich dabei um den Heidelberger Rechtsprofessor Reinhard Mußgnug, der laut Wikipedia nicht nur Vizepräsident des Deutschen Hochschulverbandes war, also da ziemlich tief mit dem DHV verbunden ist, sondern auch Richter am Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg war. Als (ehemaliger) Verwaltungsrichter muß er wissen, ist es tägliches Brot, daß alle Akten dem Gericht vorzulegen und von den Parteien einzusehen sind. Wenn das also dieser Mußgnug war – und Mußgnugs gibt’s zwar viele, aber man sagte mir damals, es stamme von einem Heidelberger Rechtsprofessor, dafür kommt m. W. nur der in Frage – war das eine vorsätzliche Falschauskunft, um das alles zu vertuschen – organisiert vom DHV, der sich jetzt so künstlich aufregt.

Das Bundesverfassungsgericht? Bei weitem nicht so seriös, wie die tun. Jetzt tut hier Hassemer so, als würden Juristen alles aufdecken können. Können vielleicht, aber wollen nicht. Das Bundesverfassungsgericht hätte hier schon mehrfach ausmisten und Grundrechte klären können und müssen – macht es aber nicht. Dabei gibt es fragwürdige Verbindungen zwischen Verfassungsrichtern und Universitäten. Da ist einmal die (inzwischen ausgeschiedene) Richterin Hohmann-Dennhardt, die in der Karlsruher Rektorwahl eine dubiose Rolle spielte, und der Vorsitzende Voßkuhle, der an der Uni Freiburg fragwürdig agiert hat und als Verfassungsrichter in eigener Sache entschieden haben soll. Dazu kommt, daß das Bundesverfassungsgericht pflichtwidrig weggeguckt hat, als man in Deutschland durch die Hintertür die Hochschulkorruption legalisiert hat. Normalerweise gilt es als strafbare Korruption (Vorteilsannahme/-gewährung), wenn Beamte für ihre Tätigkeiten von Privaten bezahlt werden. In Deutschland hat man es legalisiert, nachdem in Karlsruhe die Hector-Stiftung damit angefangen hat – während die Verfassungsrichterin Hohmann-Dennhardt im Hochschulrat saß. Die hätten also das Handeln einer ihrer Richterinnen für verfassungswidrig erklären müssen.

So läuft das die ganze Zeit. Und keine stört’s.

Als jetzt aber der Fall zu Guttenberg ans Licht kam – kommen sie plötzlich alle aus ihren Löchern, um sich plakativ zu distanzieren, zu empören, hereingelegt zu fühlen. Wie konnte es dieser Schurke nur wagen, unsere seriöse Wissenschaft hereinzulegen. Daß das ohne Mithilfe der Prüfer gar nicht möglich war – wollen die schon wieder nicht wissen. zu Guttenberg wird zum Bauernopfer, zum Sündenbock, um das Übel auf ihn zu konzentrieren und sich der Öffentlichkeit gegenüber als sein Opfer darzustellen. Reine Heuchelei.

Überall ist zu lesen, daß man noch nicht weiß, wie die Plagiate zustandegekommen sind. Ob es einen Ghostwriter gab, und wer es war. Eigentlich weiß man gar nichts, außer daß die Dissertation plagiiert war. Aber alle wissen sie ganz sicher, daß zu Guttenberg der Schuft ist und alle Professoren – wie immer – weiße Westen haben.

Hätte von den Juristen schon mal jemand gefragt, ob der ach so hoch geschätzte Doktorvater Häberle Tomaten auf den Augen hatte? Oder was er dafür bekommen hat?

Sein Nachfolger Professor Oliver Lepsius fragt pressewirksam, ob zu Guttenberg, wenn er hier nicht gewußt habe, was er tut, es denn sonst auch nicht wüßte. Schön gefragt. Aber mit der gleichen Berechtigung müßte man auch fragen, ob Häberle, die anderen Prüfer, oder allgemein die Bayreuther Professoren die Qualität einer Dissertation überhaupt beurteilen können, wenn sie es hier auch nicht konnten. Obwohl hier mit Sicherheit multiples Versagen vorlag, wird – wie das an den Universitäten immer so ist – die Schuld allein dem mit dem niedrigsten akademischen Rang zugeschoben. Professoren können soviel Bockmist bauen, wie sie wollen. Schuld sind immer Doktoranden und Mitarbeiter.

Man könnte beispielsweise auch mal fragen, wie denn die Betreuung ausgesehen haben könnte, wenn zu Guttenberg angeblich 7 Jahren an seiner Dissertation gearbeitet haben will, und der Doktorvater Häberle in all den 7 Jahren nicht gemerkt haben will, daß Guttenberg nicht selbst arbeitet. Belastet man hier zu Guttenberg besonders stark, um die Schuldfrage (vorgeblich) geklärt zu haben, bevor jemand auf die Idee kommt zu fragen, ob die in Bayreuth mehr als nur diese eine Leiche im Keller haben? Ob die überhaupt in der Lage sind, ein Promotionsverfahren durchzuführen? In meinem Streit mit der Uni Karlsruhe stellte sich heraus, daß die Karlsruher Informatik-Fakultät – und die galt ja auch als die beste deutsche – dazu nicht imstande war und das sogar zugeben mußte. Warum sollte das in Bayreuth besser sein? Man müßte nur mal in den Saftladen reinleuchten.

Man könnte auch mal fragen, wer der Zweitgutachter war, und warum er so versagt hat. Der Zweitgutachter ist da, damit der Erstgutachter keinen Mist baut. In der Praxis ist es aber so, daß der Zweitgutachter die Dissertation ungelesen durchwinkt – und im Gegenzug auf ähnliche Gefälligkeitsdienste hoffen kann. Hätte hier schon mal jemand gefragt, was an der von all den Juristen so hoch geschätzten Fakultät in Bayreuth so alles schief laufen muß, damit man mit so einem Schund durchkommen kann? Oder mit all den anderen Schund-Dissertationen in Deutschland?

Oder warum so viele Fakultäten ihre Dissertationen überhaupt so „veröffentlichen”, daß es möglichst schwierig bis unmöglich wird, sie zu lesen? Was die zu verstecken haben?

Die Hochschulprominenz regt sich nicht wegen des Schwindels auf. Da haben inzwischen alle dicke Hornhaut, das ist man gewohnt. Es geht darum, daß zu Guttenberg den Hochschulen eingebrockt hat, daß sich plötzlich die Außenwelt dafür interessiert, was die da so treiben und können. Wie beispielsweise wenn der SPIEGEL – zu Recht! – darüber schimpft, daß die Doktorväter letztlich nur sich selbst prüfen und dabei im eigenen Saft schmoren. Oder die Sächsische Zeitung spottet „Wolle Doktor kaufe?”

Wichtig ist, daß der Fragedruck aufrechterhalten und noch erhöht wird, und das öffentliche Interesse nicht wieder zusammenfällt, sobald die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird.

Das Bundesverfassungsgericht hat gerade genau die passende Verfassungsbeschwerde zur Promotionspraxis auf dem Tisch. Die könnten – und müßten – jetzt den Sumpf mal trockenlegen und aufräumen. Ich fürchte aber, daß sie genau das nicht tun werden, weil sie selbst dem Sumpf – als Professoren, als mit den hier betroffenen Juristen verbundene Juristen, als Leute mit Querverbindungen zu betroffenen Universitäten, und überhaupt als vom Hochschulsumpf geprägte Leute – zu eng verbunden sind.

Die Professoren des Bundesverfassungsgerichts werden sich daran messen lassen müssen, wie sie damit umgehen. Man wird sehen, wie weit der Sumpf geht.

Nachtrag 1: Heute morgen fand sich dann in der Sueddeutschen – diverse Leser haben mich auch gleich drauf aufmerksam gemacht – ein Artikel über Guttenbergs verzweifelten Doktorvater. Der arme Professor, von Leid gebeugt, tief versunken in Gram, wie konnte der böse zu Guttenberg nur dem armen alten Mann, der so herzensgut ist, daß er in jedem Menschen nur das Gute sieht und nie geargwöhnt hätte, daß ihn jemals einer seiner Schüler täuschen könnte, so etwas antun?

Einfach widerlich.

Da wird nun die Person zu Guttenberg zum schwarzen Schaf in einer Herde von Unschuldslämmern stilisiert. Damit alle anderen nur als unschuldige Engel, alle so rein, so weiß, so unschuldig unberührt dastehen. Als ob ein 77-jähriger Professor noch nie davon gehört hätte, daß Prüflinge abschreiben. Da wird gerade eine monströse Legende aufgebaut um zu verdecken, daß es hinter den Kulissen noch schlimmer zugeht. Zum Betrügen gehören nämlich immer mindestens zwei. Und wenn sich ein Professor mit 77 Jahren noch so täuschen läßt, dann hieße das – unterstellt, er hat es wirklich nicht gemerkt und ist nicht Mittäter – daß er eigentlich noch nie richtig eine Promotion betreut und geprüft hat, und man sie eigentlich alle überprüfen müßte.

Man muß sich mal klar machen, was die hier einem auftischen: Der Doktorand tanzt vor und der Professor sagt gütig, ob es ihm gefallen hat. Also prüft sich der Doktorand quasi selbst, wenn sonst niemand überprüft, wo der ganze Tobak herkam. (Wobei mir auch schon von einem Fall berichtet wurde, in dem der Zweitgutachter den Doktorand aufforderte, das Zweitgutachten doch selbst zu schreiben und ihm nur zur Unterschrift vorzulegen, weil er seine Dissertation doch selbst am besten kennen würde, das würde auch Zeit und Arbeit sparen. Ratet mal, wie das Gutachten so ausfiel…).

Am übelsten daran ist aber, daß die Uni Bayreuth die Sache selbst untersucht, und in der Politik groß die Auffassung vertreten wird, daß man abwarten müsse, was diese Untersuchung ergibt. Natürlich wird die ergeben, daß die Professoren alle so reine, so weiße, so unschuldige Engel sind und zu Guttenberg der Teufel. Was soll auch groß anderes dabei herauskommen, wenn die Universität, also die direkten Kollegen, das selbst untersucht? Irgendwo habe ich gelesen, der Ombudsmann wäre sogar selbst Prüfer bei zu Guttenberg gewesen. Die untersuchen also nicht, sondern suchen sich heraus, ob und woran sie gerne Schuld sein möchten. Die werden das also möglichst auf Freibrief auslegen, und die Politik wird da aufspringen.

Solange es in Deutschland keine unabhängige, außenstehende Untersuchungskommission gibt, wird das nie besser oder aufgeklärt werden.

Nachtrag 2: Siehe auch bei Erbloggtes.

Nachtrag 3:Ach guck an. Es geht schon los. Laut Tagesspiegel hätte zu Guttenberg gar nicht erst zur Promotion zugelassen werden, und wurde von einem CSU-nahen Professor und von eben jenem Professor Häberle schon von den Seminarscheinen an durch die Promotion gezogen. (Danke für den Link!)

Und da erzählen die einem jetzt die Legende vom armen, alten, verzweifelten, betrogenen Doktorvater.

26 Kommentare (RSS-Feed)

willi eipok
28.2.2011 9:53
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Zweifellos haben Sie Recht. Aber Sie müssen auch die Promotionen sehen, die unter unsäglichen Mühen mit vollstem, auch finanziellem, Einsatz erstellt wurden. Ich kenne einige im naturwissenschaftlichem Bereich. Dort hat man sich schon in Gesprächsrunden über Juristen, Politologen, Soziologen usw. amüsiert und diverse Witze gemacht. Aber trotzdem meine ich, daß auch in diesen Bereichen sehr gute Arbeiten vorhanden sind. Man sollte nicht alles so negativ sehen.
Recht haben Sie, was die Klassifizierung und Benotung anbelangt. Dieses muß irgendwie vergleichbar und nachvollziehbar sein. Aber wie in der Schule ist ein Nasenfaktor immer unvermeidlich.
Es darf aber keinesfalls sein, daß der eine fürs Tasche tragen (des Doktorvaters) seinen Titel erhält, der andere fürs Kopieren, wieder einer fürs Schreiben lassen, sondern es muß immer schwerstens geprüft werden, ob die Angaben zur eigenständigen Fertigung richtig sind.
Wie sowas gemacht werden kann, muß man sehen. Eine gute Hilfe wären strafrechtliche Folgen für beide Seiten. Solange nur der Lack gefährdet ist, geht der Täuscher kein Risiko ein.
Ein richtiger Weg ist die Publizierung der Arbeiten im Netz, einschließlich der Benotung unter Nennung der Prüfer. Damit würde sich m.M.n. das Niveau der Noten relativ schnell egalisieren.


Ein guter Ansatz, endlich einmal die Universität in “Regress” zu nehmen. Keiner fragt nach Häberle. Warum denn nicht?
Bei mir hat sogar der Promotionsausschuss die Einleitung akribisch korrrigiert und kritisiert weil sie zu lange war obwohl ich nur eine alberne naturwissenschaftliche Promotion schrieb.
Ich kann bei 7 Jahren nicht fassen, wieso nun plötzlich die Uni Buyreuth frei sein soll von Schuld.Ich habe darüber letzte Woche in meiner Donaufalter-Zeitung einen Artikel geschrieben.
“Hat die Uni Buyreuth fast 1 Mio abkassiert?”
Das Guttenberg-Bashing hätte auch ein Universitäts-Bashing werden sollen.
Wi bleibt die Auseinandersetzung mit Häberle?
In Zeiten des Internets ist es leicht abzuschreiben,aber auch leicht, jemanden zu überführen.
Ich gehe fast davon aus, dass man Doktortitel regelrecht kaufen kann.

Gute Woche und danke für den Artikel
Dr.Angelika Demel
@ http://www.donaufalterzeitung.com


@ Hadmut: “Die Professoren des Bundesverfassungsgerichts müssen sich daran messen lassen”. Oh je, wie soll das bewerkstelligt werden?

Voßkuhle steckt doch sicherlich dick mit im Sumpf drin und selbst wenn man sich pro forma um die Austrocknung des Sumpfes bemühen würde, fände DER doch bestimmt wieder eine Hintertüre für seine Amigos. Erst müssten sämtliche Schweinereien von V. gnadenlos auf den Tisch und er aus dem Amt entfernt werden.

Allerdings ist es nie auszuschließen, dass vielleicht ein noch Schlimmerer nachkommt. Wirklich etwas ändern wird sich in Politik und Justiz sicherlich erst dann, wenn es einem gelingt, den Sumpf an Marionettenspielern und Strippenziehern im Hintergrund zu entdecken, öffentlich bloßzustellen und somit auszutrocknen.

Zudem sollte man auch die Examensarbeiten des 1. juristischen Staatsexamens von KTzG untersuchen, denn da geht es oft auch recht munter zu, da es in manchen Bundesländern (z.B. BW) für die schriftlichen juristischen Examensarbeiten keinen Erwartungshorizont gibt und dadurch der Willkür der Korrektoren Tür und Tor geöffnet ist.
Da steht dann bei niedrig bewerteten oder nicht bestandenen Arbeiten einfach ohne nähere Erläuterung so etwas wie “m.E. schlechter Stil” oder “m.E. falscher Aufbau”, selbst wenn Stil und Aufbau regelmäßig so an der Universität gelehrt werden. Das erinnert an unprofessionell korrigierte Deutsch-Aufsätze durch subjektive Lehrer.
Daher sind Organisation und Qualität der Korektur/Korrektoren dieser 1. juristischen Examensprüfungen dringend reformbedürftig. Auch in den Prüfungsämtern sitzen so manche schlimme Betrüger/Betrügerinnen.

Es sind Fälle von den Universitäten Freiburg und Heidelberg bekannt, wo man dann so einfach für eine gute Examensnote einflussreichen Korrektoren unentgeltlich Steuererklärungen und ähnliche Wohltaten angedeihen ließ.

Übrigens ging es früher (Mitte der 50er Jahre) auch an den Gymnasien von BW munter zu. Da konnte einer in einer Kleinstadt (Nähe Stuttgart) mit 5 Fünfern das Abitur bestehen, anschließend Jura studieren und in Jura promovieren. Dieser Herr hat sich erst neulich im Internet gerühmt, dass er das drittbeste 1. Juraexamen in BW gemacht hat und anschließend promoviert hat. Hat seine Intelligenz nach dem Abitur so emminent zugenommen oder kommt es beim Jurastudium vielleicht auf ganz andere Kriterien, z.B. Bauernschläue und Networking an?

@ Willi eipok: Ihr Vorschlag die Arbeiten – einschließlich der Benotung und Nennung der Prüfer – im Netz zu publizieren, erscheint mir sehr vernünftig und würde definitiv zu größerer Transparenz beitragen. Ehrliche Kandidaten und Professoren würden das sicherlich zu schätzen wissen.


Tilman
28.2.2011 13:52
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Als Ergänzung dazu:
Die Guttenberg-alleine-Schuld-Position ist geradezu exemplarisch auch in diesem SZ-Artikel vertreten:
http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414

Da wird auch die Frage beantwortet wo denn Häberle sei (Erdloch?)… der Artikel lässt mutmaßen er sitzt weinend am Klavier und spielt Mozart.
Ob diesen SZ-Artikel wohl ein Doktorand von Häberle geschrieben hat? Der ist ja schon hart an der Grenze zur Lobhudelei


Hadmut Danisch
28.2.2011 14:44
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Ja, das Ding habe ich heute morgen auch schon gesehen, einfach widerlich.


Jemand, der schon in der ersten Textzeile der Neuen Weltordnung huldigt, kann nur Bestnote kriegen.

Nur ein schwarzes Schaf? hahahaaaa
http://thumulla.com/ingenieurbuero/sheeps.htm

Wobei, Leistungen und wissenschaftliches Arbeiten; ich sehe das durchaus nicht so. Meine Leistungen waren oft unterdurchschnittlich, manchmal problematisch, obwohl es Spaß gemacht hat. Als es dann ernst wurde mit wissenschaftlichem Arbeiten und dem Diplom war ich plötzlich bei den vier Jahrgangsbesten. Also Vorsicht mit voreiligen Schlüssen.

Carsten

Terroristen schaffen Arbeitsplätze


squeeze
28.2.2011 17:32
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Guttenberg wollte es zu gut machen. Viele Profs holen sich derzeit ihren Dr. h.c. in Rumänien. Scheint dort im Sonderangebot zu sein. Hätte Guttenberg doch auch machen können.


| Guttenberg wollte es zu gut machen.

Hätte er irgendeinen Schrott zusammengeschrieben, wie so viele, wäre das ok gewesen. Aber so viel abschreiben kann nach hinten losgehen — was zu beweisen war.

Carsten

http://www.nichtlustig.de/toondb/081106.html


Ich finde , zu Guttenberg solllte vor dem Wagnerfestspielhaus fiktiv standesrechtlich erschossen werden, damit nicht rauskommt, wie es an dieser Uni WIRKLICH zugeht.

http://www.donaufalterzeitung.com/index.php?option=com_content&view=article&id=336:ach-herr-professor-haeberle&catid=42:feuilleton&Itemid=53


Hadmut Danisch
28.2.2011 21:39
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Nix da. Ich bin immer daran interessiert zu erfahren, wie es an einer Uni WIRKLICH zugeht. Jetzt, wo es wirklich interessant wird, willst Du den erschießen? Kommt gar nicht in Frage.


gret
28.2.2011 22:46
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Der Fall von Guttenberg zeigt wieder einmal, um was es in einer
hypersozialen Welt von höheren Primaten wirklich geht: nicht um Wissenschaft oder Bücher, sondern um Führung, Führung,
Führung, Führer (“Machiavellische hypersoziale Intelligenz”).
Guttenberg als geborener “Führer” hat ein perfektes
hypersoziales Hirn — was “das geBILDete Volk” ja auch spürt.

Wissenschaft ist letztlich eh nur blosse Technik — der
Rest ist Rhetorik (siehe Giambattista Vico, 1710).

Gaddafis Sturz zeigt auch wieder einmal, dass alle Bücher letztlich
nie funktionieren können (Gaddafis grünes Buch, Guttenbergs Buch, etc.) — bis auf Facebook und Fuckbook, natürlich.
Darum hat Guttenberg recht.

Und: nach 2 Jahren ist in der Wissenschaft eh schon alles verjährt (und die Gedächtnisse
von heute sind SEHR kurz).

Leider gibt es ja immer noch keine “Gesellschaft” und Zivilisation OHNE Politiker,
Juristen, Hausärzte, (etc.)…

Übrigens (auch an Oliver Lepsius): Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Affe vor der Tastatur per Zufall gerade einen Text von Shakespeare eintippt, ist ja auch grösser als Null… (p > 0).

Allein schon aus diesem Grund wird Guttenberg (als hypersozial perfekter höherer
Primat) juristisch freigesprochen werden müssen (denn per Zufall hat er gerade unbewusst plagiiert, p > 0) — selbst dann, wenn er den “Dr.”-Titel aus hypersozialen Gründen
einfach nur als Sprungbrett hypersozialerweise gebraucht (“missbraucht”) hat


@Hadmut
Also erst foltern und dann erschießen — ok, genehmigt.

Nochmal für mich Deppen zum Verständnis. Ich dachte, mit einem Diplom weist man nach, daß man unter Anleitung wissenschaftlich arbeiten kann. Man bekommt ein Thema und bearbeitet dies und jemand paßt auf, daß man sich nicht verrennt. Mit einer Dissertation weist man nach, daß man /selbständig/ wissenschaftlich arbeiten kann, das heißt, daß man einen Wissenschaftsbereich so gut beherrscht, daß man in der Lage ist, sich ein Thema zu stellen, das diesen Bereich voranbingt, und dieses allein und selbständig zu bearbeiten. Was soll das Gefasel von Betreuung, Beaufsichtigung und Prüfung? Der Theorie folgend könnte man sich selbst ein Thema setzen, dies bearbeiten und an irgendeiner Uni einreichen — ja, ich weiß, daß das nur noch Theorie ist und daß diese Zeiten vorbei sind. Das Internet könnte das ändern. Schnelle weltweite Kommunikation und für alle erreichbare Arbeiten könnten das ändern. Packen wirs an!

Carsten

“Die Beschränkung der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf eine kleine Gruppe von Menschen schwächt den philosophischen Geist eines Volkes und führt zu dessen geistiger Verarmung.” A.Einstein


Hadmut Danisch
1.3.2011 9:32
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@Carsten: Also eigentlich nicht oder nicht so.

Die ganzen Abschlußprüfungen der Studiengänge haben mit dem Zweck des Studiengangs zu tun, etwa nach § 29 LHG BW, wonach Lehre und Studium die Studierenden auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten sollen. Dabei bereiten sie nach § 2 Abs. 1 auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden oder die Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung erfordern.

Das heißt (und findet sich teils auch in der verwaltungs- und arbeitsgerichtlichen Rechsprechung wieder), daß das Diplom und die anderen Studienabschlüsse bedeuten, daß man bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden (selbständig, also ohne Anleitung) anwenden kann, während der Doktor nachweisen soll, daß man selbständig neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden erarbeiten kann.

Nur ist das in der Realität meist nicht so, weil die wenigsten Professoren das selbst wissen. Viele Dissertationen sind auch nichts anderes als die Anwendung bestehenden Wissens (und das oft nicht mal gut).

Und die verfassungsrechtliche Rechtsprechung sieht das auch anders. Da muß der Staat nämlich erst einmal eine Rechtfertigung gegenüber der Berufsfreiheit (Art. 12 I GG) haben, um überhaupt Prüfungen durchführen zu können. Und die finden sich dann im Schutz der Allgemeinheit, wenn eben sichergestellt werden muß, daß nur der als Arzt arbeitet, der gelernt hat, was er tun muß, oder der Architekt das Haus so baut, daß es nicht einstürzt. Verfassungsrechtlich gesehen dienen die Abschlußprüfungen also der Sicherstellung erlernter Fähigkeiten zum Schutz der Allgemeinheit.


Häberle ist schwer zu greifen. Seine widersprüchlichen Aussagen sind wohl darauf ausgelegt, zu verwirren. Einmal heißt es, dass KTzG aufgrund seiner mäßigen Leistungen im Jura-Examen nur auf Sonderantrag zur Promotion zugelassen wurde. Ein andermal heißt es, dass KTzG einer von Häberles besten Studenten gewesen sei. Wie passt dies zusammen? Diesen Klüngel zu entwirren, ist wohl eine Mamutaufgabe.

Der Fall zieht sicherlich immer weitere Kreise.

BNN(1. März 2011): Guttenberg: “Ich habe mein Amt auszufüllen…”.

Ja, wer zwingt ihn denn. Merkel? Nein, die hat selbst keine Macht, sonst hätte sie es niemals so ohne Weiteres zugelassen, dass Ole von Beust zurücktritt. Dass der “farblose Heidelberger” eine Steilvorlage für die SPD war, ist doch klar. Nein, Merkel hat keine Macht, das hätte sie niemals so gewollt! Sichtbar für alle wird die Merkel von Ackermann, Sarkozy, Obama, Putin, etc. am Nasenring durch die Manege geführt. Aber hinter denen stehen noch weit mächtigere Leute. Merkel muss an KTzG festhalten, so lange diese Leute KTzG im Amt sehen wollen, denn solche Dummheit, gepaart mit maßloser Eitelkeit wie bei KTzG ist leicht von außen (Ausland?) manipulierbar. Es wäre wirklich wünschenswert, dass die ganzen Bürgerinitiativen gelingen – aber möglicherweise wird es noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, um Merkel und (internationale) Hintermänner in die Knie zu zwingen.

Guttenbergs politische Amerika-Schleimerei ist ja seit einiger Zeit kein Geheimnis mehr und deshalb sollte auch folgender Artikel aus “Zeitgeist Online” vom 07.04.2009 nachdenklich stimmen:
“Selbstverständlich wurde auch zu Guttenberg an der Seite der üblen alten Außenpolitik-Diva (Madeleine Albright)… gesichtet. Am 11.11.2007 z. B. fand in der New Yorker Carnegie Hall die Konferenz „Political Berlin“, ausgerichtet von der American Academy, statt”. Geladen waren: Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Josef Joffe, Henry A. Kissinger, John C. Kornblum, Richard C. Holbrooke.

Unter „Meet the artist“ heißt es u. a.:
KARL-THEODOR FREIHERR ZU GUTTENBERG
Baron zu Guttenberg is a member of the German Parliament (CSU) and Chairman of the CSU’s Committee on Foreign Affairs. In Berlin he serves as Department Spokesman for the CDU/CSU Parliamentary Group on the Foreign Affairs Committee and as Spokesman for Non-Proliferation and Arms Control.
Before being elected into Parliament, he was head of the Guttenberg family’s companies in Munich and Berlin, and gained work experience in Frankfurt and New York. Baron zu Guttenberg was Managing Director of the Guttenberg GmbH (Munich) and is a member on several boards. Prior to this position, he studied law and completed a doctoral thesis on comparative constitutional law (JD).

PS: Vielleicht kann auch jemand (der Zugang zu entsprechenden Netzwerken hat) bei KTzG’s Auslandskontakten nachforschen!


Falls die Medienberichte stimmen, haben sich die Spekulationen über KTzG Rücktritt soeben erledigt. Er ist anscheinend nun doch zum Leichtgewicht geworden.

Aber die Untersuchungen zur Causa Guttenberg müssen trotz allem weiter gehen. Da ist noch viel aufzuklären.


Eine Dioplomarbeit soll meines Wissens auch wissenschaftlich was bringen, wenn auch unter Anleitung. Wozu sonst Thesen? Wozu eine Verteidigung? Nur ab Doktor hat man solchen Überblick über ein Fachgebiet, daß man von selbst weiß, wo es noch was zu Löten gibt. Daß viele Diplomarbeiten reine Bastelaufgaben sind ist sehr schade und liegt am Mangel an Themen.

Carsten

Kinder betet, der Vater lötet!


Hadmut Danisch
1.3.2011 12:04
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Wozu das alles? Weil sich die Institute einen Dreck dafür interessieren, wofür das gut sein soll, und Diplomarbeiter als billige Zuarbeiter auffassen. Soll und Ist klaffen extrem auseinander.


Frau Merkel lächelte heute zum Rücktritt. Die Professoren und Gutachter, samt Betreuer werden nicht belangt?
Dagegen muss eingeschritten werden.

Wir von der Donaufalterzeitung bleiben am Ball und haben auch sehr kritisch den Rücktritt kommentiert entgegen dem Mainstream.
Kann Bayreuth überhaupt noch Doktorarbeiten vergeben?
Sollte man nicht alle überprüfen?


Anna Freud
1.3.2011 18:49
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Was ich gerade sehr gerne mache: auf die “Verteidigung” hinzuweisen. Also auf die Verteidigung der Diss.

Die meisten nicht-akademischen Menschen (und teilweise auch die akademischen) wissen nämlich nicht, dass es sowas gibt. Dass man seine Diss verteidigen muss und was das ist.

Ich halte das für sehr wichtig, dass man den Leuten erzählt, wie Prüfungen eigentlich ablaufen. Und dass es denn bei dem Guttenberg unmöglich sein müsste, dass der eine richtige Verteidigung hatte.

Herr Danisch: was schätzen Sie eigentlich, wieviele Dissertationen (vielleicht auch Diplome) prozentual wohl gefälscht, erkauft oder erschlichen sind? Hier steht http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,574724,00.html dass der “Rekord” in den Abschlüßen bei bisher 290000 liegt. 10-20% machen wohl eine Promotion schätze ich. Also sagen wir mal, dass jedes Jahr ca. 25.000 Menschen promovieren. Wieviele davon schmücken sich wohl mit Federn, mit denen sie nicht fliegen können?


Hadmut Danisch
1.3.2011 20:07
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@Anna: Kein einziger der Doktoranden, mit denen ich gesprochen habe, war der Meinung, daß er in der Disputation seine Dissertation verteidigen mußte.

Im Gegenteil äußerten die meisten den Eindruck, daß außer dem Doktorvater überhaupt niemand die Diss gelesen hatte, und der entweder keine Angriffslust hatte oder sie auch nicht kannte.

Welcher Anteil faul ist? (Nehmen wir mal noch die dazu, die vom Prüfer mangels Prüfung oder absichtlich gut bewertet werden, obwohl sie nur stuß enthalten.) Schwer zu sagen, weil das von Fach zu Fach und sehr unterschiedlich sein dürfte, von Fakultät oder Lehrstuhl abhängt und ich keinen Überblick über die Fächer habe.

In Informatik würde ich schätzen, daß – je nach Lehrstuhl – 70-98 Prozent der Dissertationen wertlos sind. Die Quote bei den „gekauften” ist bei externen drastisch höher als bei den internen, weil die Doktoranden selbst meist kein Geld haben und sich das nicht leisten können, während bei externen meist eine Firma dahintersteht, die was hinlegt. Da ich von Fakultäten weiß, die bei externen Promotionen grundsätzlich ein Schmiergeld verlangt haben, auch wenn die Diss gut war, könnte man von zeitweise 100% sprechen, sofern man das als „erkauft” ansehen will.

Ich weiß auch von einem Lehrstuhl, der von jedem (auch internen) Doktoranden im Anschluß an die Promotion eine „freiwillige Spende” in Höhe von 6.000 DM verlangt hat. Zählt das unter „erkauft”?

Wieviele der 25.000 jährlichen Doktoranden zu Unrecht promoviert sind, kann man nicht sagen, weil man dazu Leistungsanforderungen und Bewertungsmaßstäbe bräuchte – und die gibt es ja nicht. Insofern könnte man sagen, daß 100% unberechtigt erfolgten, weil es kein rechtsstaatliches Prüfungsverfahren gab.

Von manchen geisteswissenschaftlichen oder künstlerischen Fächern habe ich den Eindruck daß man da gute Arbeit von Stuß nicht unterscheiden kann, weil es keinen Unterschied gibt (oder anders gesagt, weil diese Fächer gar keine Wissenschaften sind und nur existieren, um Professorenstellen zu erzeugen).

In Medizin gibt es beispielsweise keine nennenswerten Anforderungen, da kann man kaum durchfallen. Ist der Doktor deshalb unberechtigt?

Aber um mal eine Zahl zu sagen: Ich halte – je nachdem, wie man die Maßstäbe anlegt – zwischen 50 und 95% der deutschen Promotionen für zumindest sehr fragwürdig.


squeeze
2.3.2011 14:54
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@Sakia Das bedeutet, dass die Bezeichnung “einer meiner besten Seminaristen” ganz großes Geschwafel ist. Nichts weiter.
Wer kriegt heute für seine Beiträge in Seminaren (Häberle meinte wohl Doktorandenkolloquium) irgendeine Belobigung.
Die auserwählten Doktoranden von Profs Gnaden tauchen so gut wie nie in irgendwelchen Lehrveranstaltungen auf. Bei Guttenberg wird es ähnlich gewesen sein. Aber man will ja noch den Schein aufrechterhalten, dass Guttenberg und alle anderen durch Leistung zur Promotion kamen.
Die Fakten sprechen eben eine andere Sprache. Siehe die von Dir erwähnte Ausnahmeregelung.


Uni Bayreuth, eine Pommesbude?

Man muss nicht ein Fan derer sein, die in den Medien hochgehievt werden in ultimative rosa Wolkendimensionen, wie es bei von Guttenberg der Fall war .Es ist auch nicht in Ordnung, wie seine Promotion abgelaufen(abgeschrieben worden) ist.

Wie sich allerdings die Uni Bayreuth, aus dem Zauber davonstiehlt, ist unsäglich.

Internetfreaks sollten konsequenterweise die Doktorarbeit eines anderen Prominenten, wie z.B. die des Bayrischen AOK-Chef Dr. Platzer, der auch in Bayreuth promovierte, durch die Google-Suchmaschinen ziehen. Man wird sehen, ob man ähnliches findet.

Wenn man dann ähnliches finden würde, wäre es an der Zeit, an dieser Uni mit den Currywürsten aufzuräumen. altEs darf nicht angehen, dass hier eine Universität alles unter ihren (übervollen) Teppich kehrt. Jeder Familienvater, jede Mutter sollte die eigenen Kinder davon abhalten, DORT zu promovieren.

Wo bleibt der Promotionsausschuss, der Gutachter, der Zweitgutachter? Haben sie keine Schuld? Steht nicht der Doktorand zunächst unter ihrem Schutz? Oder darf man Doktoranden grenzenlos ausbeuten und dann “wenns schief geht” achtlos fallenlassen? Man hat ja nichts davon gewusst. Es haftet IMMER der Doktorand, nicht wahr? Nein, so geht es nicht.

Was sind das für Würstlesbuden, wo sich die Betreuer einfach aus der Verantwortung stehlen?


Prof. Streinz hat nun dem Spiegel ein Interview gegeben. Er wirkte darin ein wenig hilflos, denn er habe ja niemals gedacht, dass Herr Guttenberg abschreiben würde. Außerdem habe es die “Maschinen” zum Überprüfen von Plagiaten nicht gegeben damals. Wann war das damals? War das nicht 2006? Lebten wir damals noch in der Steinzeit?

Nein, er habe von Guttenberg keinen Bonus gegeben, auch wenn er selbst in der CSU aktiv sei.Guttenberg war damals “nur” ein einfacher Abgeordneter gewesen. Ja, er habe keine Zeit als Zweitgutachter, sich in eine Arbeit einzulesen.

Er gab indirekt zu, dass er die Arbeit “durchgewunken “hat!

Ist das moderne Wissenschaft im moderne Jahrtausend? Wenn ein Professor eine Arbeit nicht mehr durchliest, weil er keine Zeit hat “sich einzulesen”, was sind dann juristische Arbeiten noch wert?

alt

Ein naheliegender Vorschlag wäre, einfach jemanden aus der Abteilung damit zu beauftragen, der sich mit dem Thema auskennt.

Am Donnerstag muss sich der Zweitgutachter beim Bayreuther Präsidenten äußern. Die Universität hat ein “Expertengremium” einberufen. Kennen die sich wenigstens mit dem THEMA aus? Wie wäre es denn mit einem externen Gremium, das alle Plagiatsvorwürfe und auch noch andere Doktorarbeiten von Prominenten nach dem Zufallsprinzip an der Universität Bayreuth auswertet?

Frau Bundeskanzlerin Merkel sollte Gelder bereitstellen, um einen derartigen Untersuchungsausschuss zu finanzieren, sonst lacht sich die ganze Welt über unsere “Wissenschaft” kaputt.Wahrscheinlich tun sie es eh längst.


ninjha
3.3.2011 19:25
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@Nochmals an alle:

Hier seht ihr, warum Guttenberg mit seiner hypersozialen Intelligenz viel intelligenter ist als dieser ganze Abschaum von Volk- und Gymnasiumsschülern und Wissenschaftspöbel seit 1789:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/peter-haeberle-guttenbergs-verzweifelter-doktorvater-1.1065414

Dieser Wissenschaftspöbel von heute (inkl. Häberle) hat halt jegliche wirkliche Führungsintelligenz verloren und würde in freier Wildbahn kaum mehr überleben, geschweige denn eine Gruppe Soldaten führen können (so wie es Gutti konnte)…

Guttenberg for Kanzler!!!!!


Hadmut Danisch
3.3.2011 20:04
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@ninjha: Scharfer Verweis! Ich will diese Guttenberg-Spammerei hier nicht haben. Schon gar nicht, wenn jemand aus der Schweiz dafür trommelt, daß Guttenberg hier Kanzler werden soll.

Guttenberg hat keine hypersoziale Intelligenz. Sonst hätte er gar nicht erst betrogen, das ist nämlich unsozial. Und geleistet hat er auch nichts. Das hervorstechendste Merkmal ist die Pomade im Haar. Und sowas braucht man nicht als Kanzler.

Daß der „Wissenschaftspöbel” von heute zivil untauglich ist, ist zutreffend. Das spricht aber nicht für Guttenberg (weil er besser sei), sondern gegen ihn, weil er das für seine Schwindelpromotion ausgenutzt hat.

Der Mann ist ein Schwindler. Es mag eine Menge Leute geben, die das mögen. Ich mag es nicht.


Gegen Bildungselitismus, für POLITISCHE Kritik an Guttenberg und für SELBSTkritik des Wissenschaftsbetriebs

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/03/04/gegen-bildungselitismus-fuer-politische-kritik-an-guttenberg-und-fuer-selbstkritik-des-wissenschaftsbetriebs/