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Klimaprofessorin ohne Qualifikation?

Hadmut Danisch
21.5.2010 18:24

Ui, bitterböser Artikel über die Professorin Claudia Kemfert beim Kopp-Verlag. (Möge der Leser selbst entscheiden, was er von dem Verlag und dem Artikel hält.)

Claudia Kemfert jedenfalls ist in vielen Medien zu finden – auch in meinem Blog schon mehrfach aufgetaucht.
Zitate aus dem Artikel:

In ihrer Vita wirft sie mit klangvollen Namen um sich: Stanford, Mailand, Moskau, Petersburg, Siena – Kemferts Einsatzgebiete erstrecken sich über den ganzen Globus, als sei sie eine Art James Bond der Klimaforschung. Kaum eine »Advisory Group« und ein »Panel«, das Kemfert nicht mit ihrer Mitgliedschaft beglückte, ja, die Frau scheint einfach jeden zu beraten, der bei Drei nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Kemfert gehört gar zum »Dream Team« der deutschen Wissenschaft, elf von der Zeitschrift Bild der Wissenschaft und dem »Stifterverband der Deutschen Wissenschaft« ausgewählten Jungwissenschaftlern, »die sich auf ihrem Forschungsgebiet bereits in jungen Jahren einen Namen gemacht haben«. Und natürlich berät Kemfert auch das International Panel on Climate Change (IPCC), das zuletzt freilich durch jede Menge Manipulationen und Ungereimtheiten aufgefallen war.

Oder das:

Auch Kemferts Reputation bekam erste Risse, als sich kürzlich herausstellte, dass in einem Artikel von ihr wörtliche Passagen aus Wikipedia auftauchten – allerdings ohne Nennung der Quelle. Soetwas nennt man gemeinhin »Plagiat«. Nicht doch, schallte es aus Kemferts Richtung zurück, den Klau habe gar nicht sie begangen, vielmehr habe ihr die Passagen ein Mitarbeiter untergejubelt. Wie der allerdings heißt und wo er jetzt ist, wollte die smarte Dame nicht mitteilen. Der Große Unbekannte also.

(Ihre Stellungnahme, die ich laut ihrem Anwalt hätte einholen sollen und angemahnt habe, liegt übrigens bis heute nicht vor, das scheint bei der öfters so zu sein, daß sie erst poltert und dann nicht liefert.)

Zitat: »Sobald sie zu ihrem Kernthema kommt, überrascht Kemfert mit erstaunlich schludriger Arbeit. Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten.« Dem Bericht zufolge tut sich Kemfert mit größeren Zahlen schwer: »Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden.« Was an die Vizepräsidentin des Europa-Parlaments, Silvana Koch-Mehrin, erinnert, die die Zunahme der deutschen Staatsverschuldung innerhalb von 75 Minuten kürzlich auf 6.000 Euro schätzte (in Wirklichkeit sind es etwa 21 Millionen). Der Handel mit CO2-Emissionsrechten an der Amsterdamer European Climate Exchange werde in dem Buch »mit absurden ›bis zu 34 Milliarden Tonnen pro Tag‹ angegeben«. Kleiner Schönheitsfehler: »Das wäre mehr als der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr. Ein kurzer Blick auf die Börsen-Website zeigt, dass 2008 höchstens 15 Millionen Tonnen und im Durchschnitt unter sieben Millionen Tonnen Emissionsrechte am Tag gehandelt wurden.«

Und so ging es laut Zeit in dem Buch immer weiter: »Dass Katar 770.000 Einwohner haben soll, steht zwar in der Google-Trefferliste auf Platz eins – und so auch in Kemferts Buch. Nur stimmt es leider ebenso wenig wie ihre Behauptung, damit habe das Emirat am Golf genau so viele Bewohner wie das Land Bremen.« Anders als laut Zeit von Kemfert behauptet, gehörte China auch keineswegs »zusammen mit den USA zu den Staaten, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben« China tat das laut Zeit schon 2002.

Peinlich, peinlich. Fazit der Zeit:

»Gründliche Recherche bietet das eilig verfasste Buch nicht.«

Wissenschaft as usual.

Bevor man sich jetzt aber damit aufreibt, sich (nur) eine Meinung über diese Frau zu bilden, sollte man sich meines Erachtens wichtigeren Fragen zuwenden:

  1. Wer hat diese Frau auf Steuerzahlerkosten zur Professorin berufen?
  2. Wer lädt sie zu Konferenzen ein und bietet ihr ein Forum?
  3. Welche Politiker (Merkel?) lassen sich von ihr beraten? Was ist schon ein Narr gegen den, der einem Narren folgt? Wie könnte jemand, der sich von solchen Leuten beraten lässt, in anderen Bereichen der Politik besser sein?