Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Plagiatsfall erschüttert Uni Mannheim

Hadmut Danisch
18.4.2013 21:10

Siehe Handelsblatt.

Wobei das Schema ja bekannt ist, dass Diplomarbeiten heimlich als Dissertationen abgekupfert werden.

Mir selbst ist das mit meiner Diplomarbeit so gegangen. Ich hatte einen Parallelrechner aus 13 Tansputern gebaut. Kaum war der fertig und lief, wurde mein Name auf der Platine überpappt und das Ding in einer Promotionsprüfung als Verteidigung der Disseration vorgeführt.

Ich weiß von vielen Professoren, dass die das nach dem Schneeballsystem für normal hielten, dass jede Ebene von den Leuten der Ebene darunter abschreiben darf.

Vor Jahren bat mich mal ein ehemaliger Student der Uni Heidelberg, ihm in einem Beschwerdeverfahren Beistand zu leisten, weil man dort seine Diplomarbeit nicht nur heimlich und ohne Zitat für eine Dissertation verwurstet hatte, sondern sogar noch die Frechheit besaß, ein Patent auf den Namen des Doktoranden zu beantragen. Man vertrat die Meinung, dass Diplomarbeiten doch nicht zitierwürdig und -fähig seien, und dass man sie abschreiben dürfe, weil sie unterhalb dessen wären, wo Wissenschaft anfängt (trotzdem sollten sie zur Promotion reichen…). Und die Sache sei doch bereits damit genug geklärt und aus der Welt geschafft worden, dass man den Patentantrag zurückgezogen habe. An der Promotion sei nichts zu rütteln.

Tja, so läufts.

3 Kommentare (RSS-Feed)

Wolfgang Keller
19.4.2013 0:55
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Ich habe aus persönlichen Idealismus (in erster Linie, weil ich massiver Gegner davon bin, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse hinter Paywalls verschwinden; sowie, weil ich nicht ausschließen kann, dass es möglicherweise ein paar Hobbyisten mit Hackerneigungen geben könnte, die Spaß daran haben könnten, mit den Inhalten ein wenig selbst herumzubasteln) eine leicht überarbeitete Version meiner Diplomarbeit frei verfügbar unter Creative-Commons-Lizenz ins Netz gestellt. Dies erzwingt natürlich insbesondere eine Namensnennung (BY-Term von Creative Commons), wenn man die Inhalte für eigene Zwecke nutzen will.

Wenn also jemand die Frechheit besäße, das Material in seiner Dissertation 1-zu-1 zu verwursten, so könnte er dennoch von mir eine fette Anklage wegen Urheberrechts-Verstoß an den Hals bekommen. Außerdem könnte ich einen fetten Shitstorm inszenieren, da es Hobby-Plagiatsjägern “sehr einfach” gemacht wird, an die Original-Quelle, aus der die Dissertation plagiiert wurde, heranzukommen. Einfach ihnen einen anonymen Tipp geben. So einfach bekommen sie, wenn die Verteidigung der Dissertation durch ist, keinen Plagiatsfall belegt 😉


@Wolfgang Keller
Man braucht keine neue Lizenz. Der Autor liegt fest. Es ist Diebstahl. An der Autorenschaft ändert keine Lizenz und kein Gericht etwas, sie ist ein Fakt.

Die Typen können nichtmal bis zwei zählen. Das Diplom ist der erste akademische Grad, mit dem nachgewiesen wird, daß man wissenschaftlich arbeiten kann. Das Thema wird gestellt, das Opfer arbeitet. Der Doktor ist der zweite Grad, bei dem man nachweisen soll, daß man selbständig wissenschaftlich arbeiten kann. Man muß über einen Bereich so guten Überblick haben, daß man sich ein Thema selbst suchen kann.

Was ist denn von den Leuten zu halten, die gleich den Doktor ohne Diplom machen? Nichts! Und die bekommen noch ein Thema gestellt. Das ist nicht mehr wert als ein Diplom.

Carsten

“Die Europa-Idee, die heute so verbissen verteidigt wird wie vor 25 Jahren der Sowjetkommunismus, wird meines Erachtens genauso wie dieser enden. … Die Staaten werden sich, das ist ganz sicher, auf Kosten der Steuerzahler entschulden.”
Prof. Dr. Friedrich Romig


by33kn
19.4.2013 23:09
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“… dass die das nach dem Schneeballsystem für normal hielten, dass jede Ebene von den Leuten der Ebene darunter abschreiben darf.”

Ich kenne hierfür den Begriff “Akademische Nahrungskette” oder “Lab Food Chain”:

http://www.phdcomics.com/comics/archive.php?comicid=701