Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Nach der Immobilienblase kommt in den USA die Akademikerblase

Hadmut Danisch
6.1.2013 20:46

Das Thema hatten wir hier auch schon ein paarmal: Die Amerikaner haben sich für ihre exorbitanten Studienkosten hoch verschuldet und stellen jetzt fest, dass die Gegenleistung, die Berufsausbildung, nicht das wert ist, was sie gekostet hat. Oder: Bildung wird überbewertet.

Aktueller Artikel in der WELT.

Was wird die Folge sein? Eine Abkehr von der Hochschulausbildung. Es werden weniger Leute studieren. Und die, die noch studieren, werden weniger dafür bezahlen, sich also billigere Universitäten suchen. An den teuren Universitäten werden sich nur noch die rumtreiben, die nicht auf das Preis-Leistungsverhältnis achten müssen.

5 Kommentare (RSS-Feed)

Steffen
6.1.2013 21:19
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Es ist in der Tat seit einigen Jahren der Trend zu beobachten, daß in den USA die College- und Hochschulausbildung immer stärker in die Kritik gerät, teilweise als komplett nutzlos bezeichnet wird.

Ein paar Beispiele: Ein in den USA relativ bekannter und wichtiger Blogger (James Altucher) hatte letztens festgestellt, daß er noch vor 5 Jahren für seine provokante Aussage “Grad school is useless. Don’t go to grad school!” mit Hass-Mails bis hin zu Todesdrohungen überflutet wurde. Reaktionen vergleichbar wie wenn er gegen ein religiöses Dogma ketzerisch verstoßen hätte. Er vertritt diese Aussage immer noch, und die Hass-Mails bleiben interessanterweise seit einiger Zeit aus.

Im “Chronicle of Higher Education” war letztens ein Artikel eines Professors mit dem Titel “Why do they hate us?”, wo es unter anderem um Scharen von Studenten ging, die offensichtlich realisiert hatten wie sehr sie abgezockt wurden, wieviel wertvolle Lebenszeit sie vergeudet hatten, und dies ihren Professoren seit einiger Zeit sehr deutlich klarmachen. (Zitat: “I still owe more than $50,000 for my undergraduate degree, and it’s never done me any good.”) Der Autor des Artikels verschweigt inzwischen außerhalb der Universität, daß er Professor ist.

Sogar im “Economist” war letztens ein Artikel dazu, daß speziell der PhD eine brandgefährliche Sache ist, den man sich mehr als zweimal sehr genau überlegen sollte.

Das waren nur drei Beispiele von unzähligen, die ich in den letzten Jahren beobachten konnte.


Hadmut Danisch
6.1.2013 21:34
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Steffen
6.1.2013 21:38
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Ja, genau, es war der zweite Artikel, “The disposable academic, Why doing a PhD is often a waste of time.”


michael
6.1.2013 22:12
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ich habe gerade eine schon etwas aeltere folge (aber immerhin noch aus diesem jahr) ‘real time with bill maher’ angeschaut, in der genau diese problematik thematisiert wurde.

nicht nur der sachverhalt der uebermaessigen verschuldung wurde kritisiert, sondern auch, dass die qualitaet der abschluesse (in der breite) immer niedriger wird[1], und es immer mehr abschluesse in ‘arts’ und aehnlichen faechern gibt, und immer weniger in naturwissenschaftlichen, bzw. technischen faechern.
und in typischer bill maher manier stellte er dann die rhetorische frage, wer denn all die maroden strassen und bruecken in den staaten reparieren soll? etwa ein absolvent in ‘modern arts’?

[1] es wurde auch angemerkt, dass es ‘interne’ und ‘externe’ noten gaebe! die internen noten spiegelten dabei die tatsaechliche leistung wider, und die externen noten wurden verteilt, damit die absolventen auf dem arbeitsmarkt ueberhaupt eine chance haetten…


Hadmut Danisch
6.1.2013 22:14
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> etwa ein absolvent in ‘modern arts’?

Naja, die maroden Straßen und Brücken in den USA sind so potthässlich und deprimierend, dass es ja nicht schaden würde, sie wenigstens mal hübsch anzumalen…