Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

“Entzauberung des Fetischs”

Hadmut Danisch
4.1.2013 23:36

Bemerkenswerter Artikel in der Süddeutschen darüber, dass an vielen Universitäten schon die Einwerbung von Drittmitteln selbst für „gute Forschung” gehalten wird. Und dass man langsam merkt, dass das Unsinn ist.

Das trifft es auf den Punkt, denn genau das ist ja der Grund, warum die Universitäten zum akademischen Straßenstrich verkommen sind und warum man heute jeden Schwachsinn zum Studiengang erhebt, nur weil man sich von der Politik Fördergelder und andere Drittmittel erhofft. Es geht nicht mehr um Geist, nur noch um Drittmittel. Merkt man auch, wenn bei Berufungsverfahren die Bewerbungsschreiben erst gar nicht mehr gelesen werden sondern die Bewerber nur noch nach Zahl der Publikationen und Summe der eingeworbenen Drittmittel sortiert werden.

Zitat:

Oft käme es nur noch darauf an, für vorhandenes Geld entsprechende Forschung aufzutreiben, statt für wohlbegründete Forschung Geld zu besorgen.

Hirn ist nicht mehr angesagt.

Danke für den Link!

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Ein Fraunhofer
8.2.2013 22:52
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“Oft käme es nur noch darauf an, für vorhandenes Geld entsprechende Forschung aufzutreiben, statt für wohlbegründete Forschung Geld zu besorgen.”

Stimmt schon, an Hochschulen ist dieses Kapital gleichzeitig soziales Kapital: Zahl der Mitarbeiter, der Büros, etc., alles bekannt. In der außeruniversitären Forschung, wo es primär um Auftragsforschung geht – das ist das Geschäftsmodell von Fraunhofer – ist immer zuerst das Handwerkszeug und die Expertise vorhanden. Um diese zu finanzieren, wird auf Ausschreibungen – also auf das zitierte vorhandene Geld – reagiert. Idealerweise um Fragen zu beantworten, die jemand hat. Auf der anderen Seite wird aber auch versucht, auf Ausschreibungen und Förderprogramme Einfluss zu nehmen, so dass man dann davon profitieren kann – das wäre dem Zitat nach die wohlbegründete Forschung, für die Geld besorgt wird. Das wird der zitierte Artikel aber nicht gemeint haben, was zeigt, dass die ganze Sache nicht so einfach ist. Wenn bspw. ein Verein wie acatech (“Akademie” von Industriegnaden) auf Kanzler- und Ministerebene einflüstert, was gefördert werden soll, ist das irgendwie auch “wohlbegründete Forschung”. Es kommt nur darauf an, wer begründet.