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FDP-Politiker Chatzimarkakis Doktorgrad entzogen

Hadmut Danisch
13.7.2011 16:53

Siehe SPIEGEL.

3 Kommentare (RSS-Feed)

grimoire
14.7.2011 11:27
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All die Plagiateure in den angeblich demokratischen Parlamenten sollten sämtlicher politischen Ämter enthoben und wegen Betrugs angeklagt und verurteilt werden, was natürlich nur mit einer unabhängigen Justiz gelingen kann. Da wir hiervon jedoch weit entfernt sind, haben sich viele Menschen längst daran gewöhnt von Verbrechern regiert zu werden, die der (feinen) Gesellschaft als Beispiel dienen.

In ihrer historischen Rede vor dem Deutschen Bundestag am 17. 6. 2010 zum 17. Juni 1953 sagte Gesine Schwan:

Aber ohne „Bürgertugenden”, ohne ein Grundmaß an Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeitssinn und Gemeinwohlverantwortung bei uns allen kann das für Freiheit und Demokratie notwendige Vertrauen nicht entstehen. Das gilt besonders für diejenigen, die Macht haben: in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in den Medien, unter Ärzten und Rechtsanwälten. Demokratie gelingt nicht in einer Welt von „Teufeln” oder von notorischen Tricksern.

Frau Schwan wurde für ihre Rede von von vielen Politikern aller Fraktionen heftig kritisiert, obwohl sie “vergaß” die drei Gewalten in ihre Beschreibung der “Welt von “Teufeln” und notorischen Tricksern” mit einzubeziehen.

@Hadmut Danisch
Danke für diesen sehr sachlichen und aufschlußreichen Blog!


Manuel
15.7.2011 9:44
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Also Chatzimarkakis hat in der Sendung von Markus Lanz von vor ein paar Wochen erwähnt (und dies auch bei Anne Will wiederholt), dass die unsauber zitierten Stellen bei der Prüfung erkannt wurden, dies auch in den Prüfungsgutachten erwähnt wurde und zu Notenabzug geführt hat.

Nun weißt du, Hadmut, recht genau, dass an eine Berufszugangsprüfung hohe juristische Anforderungen zu stellen sind. So muss vor der Prüfung klar sein, was vom Prüfling erwartet wird, um die Prüfung zu bestehen.

Nun hat Chatzimarkakis die Prüfung bestanden, also offensichtlich die Anforderungen erfüllt. Wenn nun stimmt, dass die unsauber zitierten Stellen erkannt wurden und dies dennoch zum Bestehen geführt hat, dann waren die Prüfungsanforderungen eben so, dass man auch mit unsauber zitierten Stellen bestehen konnte.

Nun gibt es einige Jahre später eine Beschwerde beim Prüfungsausschuss wegen der unsauber zitierten Stellen. Der Prüfungsausschuss tagt und stellt fest, dass er die Prüfungsanforderungen Jahre später ändert und die Prüfung nun als nicht bestanden gewertet wird. Neue Fakten, die zu einer Neubewertung der Prüfung führen könnten, gab es nicht, sofern Chatzimarkakis mit seiner Angabe über die Prüfungsgutachten nicht gelogen hat.

Hier haben sich also Professoren für eine lasche Prüfungsanforderung reingewaschen auf Kosten von Chatzimarkakis und des Grundrechtes der Berufsfreiheit, sofern Chatzimarkakis nicht gelogen hat.

Ich fände es schön, wenn du dazu vielleicht noch was schreiben möchtest. Im Grunde pokern die Profs mit ihrer Entscheidung ein wenig, weil sie ja darauf hoffen müssen, dass Chatzimarkakis die Entscheidung nicht juristisch überprüfen lässt und die Öffentlichkeit dieses Schmierentheater nicht erkennt.


Hadmut Danisch
15.7.2011 12:31
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@Manuel: Schwierig, dazu derzeit noch was zu sagen, weil ich in den Fall Chatzimarkakis (oder in die anderen, in denen ja von den Entdoktorten ähnliche Behauptungen aufgestellt wurden) einfach nicht kenne. Woher soll ich wissen, ob der die Wahrheit sagt oder sich das ausdenkt?

Daß die Professoren Dreck am Stecken und nicht ernsthaft geprüft haben, ist mir klar. Ich wurde damals als Mitarbeiter ja sogar selbst zweimal hinzugezogen, um Dissertationen anderer vor deren Bewertung im Vorstellungsrundlauf zu kommentieren. Bei beiden habe ich gesagt und belegt, daß das entweder nichts und schon bekannt oder sogar Murks ist. Und wurde auch nicht bestritten. Und die späteren Prüfer saßen mit dabei, wußten das also. Trotzdem wurden beide mit Auszeichnung beurteilt, einer wurde damit sogar selbst Professor. Da wurden also vorsätzlich falsche Bewertungen abgegeben.

Ich hab noch was in der Thematik am Kochen, aber das ist noch nicht spruchreif.