Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die Mechanismen der Korruption bei der Besetzung von Professuren

Hadmut Danisch
30.1.2011 19:09

Hier möchte ich dem Leser die Lektüre der zu diesem Thema erschienenen wissenschaftliche Abhandlung

Patronage und Geld
Schließungsmechanismen bei der Besetzung von Lehrstühlen
am Beispiel einer wissenschaftlichen Teildisziplin
in Deutschland
von Adorján F. Kovács
Link zum PDF-Download

empfehlen. Nicht ganz einfach zu lesen, aber beschreibt sehr anschaulich die Methoden der Ämterpatronage bei der Besetzung von Professuren am Beispiel der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Deutschland.

Es wird aufgezeigt, daß der Einfluß der Politik und der Interessengruppen und die Seilschaften unter den Professoren und zwischen den Universitäten das ganze System so gestört und kaputt gemacht haben, daß von einem freien Markt der Stellen und der Bewerber und der verfassungsrechtlich gebotenen Bestenauslese keine Rede mehr sein kann.

Auch in der Medizin ist das Hochschulsystem zur korrupten Verfügungsmasse verkommen, die mit einem demokratischen Staat nicht mehr vereinbar ist. Bemerkenswerterweise findet sich auch hier wieder die – von mir schon öfters gemachte – Feststellung, daß das Zusammenbrechen des Systems nicht (allein) auf kriminelles Handeln von Professoren, sondern auf den immens hohen Druck von außen durch Geldgeber, Interessenträger und Politik zurückzuführen ist. Eine von Inzucht geprägte Forschungsmafia ist entstanden.

Wie so oft hat die von der Politik umgesetzte und von privaten Lobbyisten betriebene Privatisierung staatlicher Infrastrukturen nicht etwa zu einer Verbesserung und Effizienzsteigerung, sondern zu einem Bereicherungsszenario weniger entwickelt. Kovács beschreibt, daß die Umwandlung der Universitäten in Unternehmen nicht etwa – wie man versprochen und geglaubt hatte – zu einer Stärkung des Marktes, sondern zu einem Verschluß und Erliegen des Marktes aus Professoren und Professuren geführt hat. Viele fähige Wissenschaftler haben keine Chance auf eine Professur mehr, weil die Seilschaften und „Eliteuniversitäten” die Besetzungen unter sich ausmachen. Wer von der „falschen” Universität kommt, hat schon deshalb keine Chance mehr.

Ein unglaublich kaputtes System ist entstanden.

Ein Kommentar (RSS-Feed)

AntoninArtaud
31.1.2011 17:12
Kommentarlink

Zu der korrupten Medizin konnte man letztens auf Fefes blog einen Link finden bzgl. AIDS-Korruption. Der Inhalt war in etwa das Auffliegen von Veruntreungen von Spendengeldern, allerdings in einem fetten Ausmaß (so ca. 1/4 der Spenden wurden NICHT veruntreut), mit dem Schmankerl, daß es nicht um Deutschland oder Europa ging, sondern gleich um die ganze Welt.

Das ist (bzgl AIDS) so ein Fnord wie die Tatsache, daß die Diagnose von HIV+ bspw. in Frankreich anders verläuft als in Deutschland (in F müßen bei dem Gentest Werte positiv ausfallen, die in D niemanden interessieren und umgekehrt) was strenggenommen heißen kann, verschiedene Krankheiten zu diagnostizieren bzw heißt jedenfalls nicht garantiert die gleiche zu diagnostizieren.
Daran hat wohl sogar mal der Erfinder der PCR-Methode (mit der der Gentest erstellt wird) harsche Kritik geübt (Kerry Mullis), so in Richtung “mit der Methode kann man das gar nicht sicher nachweisen, sie ist dafür viel zu unspezifisch”. Danach wurde er dann von der “Gemeinschaft” einhellig ignoriert und jeder Mediziner (oder Pfleger oder Apotheker oder oder oder), der auf so etwas hinweist ist ebenfalls sofort raus. Wer sich aber der Anti-Kritik (“alles ok!”) anschließt ist selbstverständlich im Boot. Und niemand würde auf die Idee kommen, sein Labor für die seriöse Überprüfung der Kritik herzugeben, folglich kann man mit diesem (alles andere als unwichtigen) Thema nirgends promovieren, mit der Bestätigung der Wahrheit des Bestehenden allerdings wohl überall. Ist eigentlich auch ein Titelhandel, oder?