Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

„Nicht glücklich und nicht nachahmenswert”

Hadmut Danisch
14.5.2010 17:41

Eine entlarvende Äußerung aus Richtung der DFG und ihrer Ombudsfrau Beisiegel zu Plagiaten und Forschungsbetrug.

Ein Leser hat mich gerade wegen eines früheren Blog-Artikels über einen Plagiatsfall an der Uni Potsdam darauf aufmerksam gemacht, daß gerade in der ZEIT ein Artikel über den Fall unter dem Titel „Abrechnung im Netz” erschienen ist.

Gegenstand des Artikels ist nicht etwa das Plagiat selbst, sondern daß der Plagiierte gar nicht erst den langwierigen und in Deutschland sowieso zu nichts führenden Weg über Gerichte, Gutachter, Kommissionen gegangen ist, die alles endlos liegenlassen und zerreden, sondern sofort, direkt, preisgünstig und effektiv die Sache einfach auf seine Webseite geknallt hat.

Nach meinen Erfahrungen der letzten 10 Jahre ist das, was der geschädigte Professor hier getan hat, der einzig richtige Weg. Alles andere führt zu nichts. Man hat hier in Deutschland über Jahre und Jahrzehnte hinweg jede Kontrolle, jede Disziplinaraufsicht, jede Selbstreinigung systematisch abgebaut. Wer hier wissenschaftlich betrügt, dem passiert nichts. Wenn überhaupt, dann passiert dem etwas, der es anzeigt. Ich habe fast ein Dutzend Fälle hier in meinen Archiven, in denen Kommissionen und Universitäten wissenschaftliches Fehlverhalten angezeigt wurde, und die in allen Fällen untätig blieben, bzw. im einem Fall zur Vertuschung sogar massiv falsche Angaben machten und einen Untersuchungsbericht fälschten. In mehreren Fällen stellte sich heraus, daß es die angebliche Kommission gar nicht gab und die nur vorgetäuscht wurde. Aktuelles Beispiel: Uni Mainz und die Promotion der Familienministerin. Fehlverhalten wird in Deutschland nicht verfolgt, nur das Anzeigen desselben. Insofern ist mir die Vorgehensweise dieses Marburger Professors Hans-Peter Gumm nur zu gut verständlich.

Derbe ist dann aber dieser Kommentar in der ZEIT:

Mit der Vorgehensweise Gumms können sich aber nicht alle anfreunden. Die Sprecherin des bundesweiten Ombudsgremiums bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ulrike Beisiegel, findet es “nach wie vor richtig, Plagiatsvorwürfe über das übliche Ombudsverfahren zu klären.” Und sie fügt unmissverständlich hinzu: “Der vom Kollegen Gumm und seiner Uni eingeschlagenen Weg erscheint mir nicht glücklich und nicht nachahmenswert.”

Zeigt mal wieder, von welcher Gesinnung Beisiegel und die DFG sind. Das ganze Ombudsverfahren ist nur vorgetäuscht, nur Schwindel. Da passiert nichts, außer daß im Falle des Falles drei Professoren herbeirennen und dem Beschuldigten blanko bestätigen, daß es nichts zu beanstanden gibt, womit er nie wieder angreifbar ist. Wenn überhaupt, werden höchstens ein paar Mitarbeiter geköpft. Das ganze Ombudssystem dient nicht der Bekämpfung, sondern der Tarnung und Leugnung von Fehlverhalten. So gesehen ist das klar, daß denen das nicht in den Kram paßt, daß da einer auf eigene Faust losschlägt, und zwar so, daß es gleich wirkt.

Wollen wir mal hoffen, daß das künftig mehr Wissenschaftler so machen. Ich halte das für den einzig richtigen Weg.

Ulrike Beisiegel halte ich für unseriös und unglaubwürdig.

2 Kommentare (RSS-Feed)

Dann ist sie also für Deutschland und Österreich zuständig?!

“Beisiegel bezeichnete die Kommission aufgrund ihrer Interdisziplinarität als sehr gut zusammengesetzt. Was das Gremium als wissenschaftliches Fehlverhalten betrachte, übernimmt die AWI aus einem Katalog der Universität Wien. Konsequenzen bei Fehlverhalten wird die Agentur keine ziehen, das bleibt den jeweiligen Institutionen, also etwa den Universitäten, Disziplinarkommissionen oder Gerichten vorbehalten. Für Beisiegel ist die Agentur deswegen aber nicht zahnlos, sie werde Empfehlungen abgeben und in Deutschland sei der DFG-Ombudsman durchaus eine Autorität.”

Carsten

“Keine Videolinks bitte, ich kann schon lesen. Wo ist der Artikel dazu?” Andreas Mayer


Dann ist sie also für Deutschland und Österreich zuständig?!

http://derstandard.at/1271376083967/derStandardat-Interview-Plagiieren-fuer-Studenten-nichts-Verbotenes

http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/agentur-fuer-wissenschaftliche-integritaet-nimmt-arbeit-auf/542/neste/3.html
“Beisiegel bezeichnete die Kommission aufgrund ihrer Interdisziplinarität als sehr gut zusammengesetzt. Was das Gremium als wissenschaftliches Fehlverhalten betrachte, übernimmt die AWI aus einem Katalog der Universität Wien. Konsequenzen bei Fehlverhalten wird die Agentur keine ziehen, das bleibt den jeweiligen Institutionen, also etwa den Universitäten, Disziplinarkommissionen oder Gerichten vorbehalten. Für Beisiegel ist die Agentur deswegen aber nicht zahnlos, sie werde Empfehlungen abgeben und in Deutschland sei der DFG-Ombudsman durchaus eine Autorität.”

(Links in Spitzen wurden vom System entfernt)

Carsten

“Keine Videolinks bitte, ich kann schon lesen. Wo ist der Artikel dazu?” Andreas Mayer