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Angriff auf die (Klima-)Wissenschaft

Hadmut Danisch
30.3.2010 20:44

Bedenkliche Dinge gehen vor sich. Womöglich hat die Wissenschaft schlechthin das Hoch ihrer Glaubwürdigkeit lange hinter sich.

Die Süddeutsche hat einen interessanten Artikel darüber, wie gerade die Industrie versucht, die Glaubwürdigkeit der Klimawissenschaft zu erschüttern. 50 Millionen Dollar werden an Leugner des Klimawandels gespendet. Zitat:

Ein “Netzwerk der Verleugnung” versuche, die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft systematisch zu vernichten, warnt Greenpeace nun – und vergleicht die Kampagne mit jener der Tabakindustrie, die jahrzehntelang versucht hat, die schädlichen Folgen des Rauchens zu verharmlosen.

Die seit ein paar Monaten mit Wucht geführte Kampagne kommt für die Klimaforscher zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn ihr Ruf ist angeschlagen, seitdem publik wurde, dass der Bericht des Weltklimarats einige unglaubwürdige Studien zitiert, zum Beispiel jene, wonach die Himalaya-Gletscher bereits im Jahr 2035 abgeschmolzen sein werden. […]

Und der republikanische Senator des US-Bundesstaats Oklahoma, James Inhofe, veröffentlichte eine Namensliste führender Wissenschaftler, die seiner Meinung nach angeklagt werden sollen, weil sie die Regierung angeblich falsch beraten hätten. Auf der Liste steht auch der Stanforder Klimatologe Stephen Schneider, der seitdem E-Mails mit Morddrohungen erhält. […]

Die Angriffe gegen Klimaforscher zeitigen Wirkung. Einer neuen Umfrage zufolge glauben 25 von 100 Briten inzwischen nicht mehr, dass es einen Klimawandel gibt – vor Kopenhagen waren es nur 15.

Eine sehr gefährliche Situation.

Wie ich hier schon öfters erwähnte, verfüge ich nicht über das Fachwissen und die Sachkunde, mir eine fundierte Meinung über das Klima zu machen. Wie in so vielen Bereichen bin ich darauf angewiesen, der Wissenschaft zu glauben und zu vertrauen. (Subjektiv habe ich durchaus den Eindruck, daß es einen erheblichen Klimawandel gibt. Wenn ich in Australien unterwegs bin und den Aborigines dort zuhöre, bekomme ich ein gewisses Bild. Das ist aber erstens kein wissenschaftlich belegbarer Eindruck und sagt zweitens nichts über die Ursachen.)

Und genau das wird hier gerade zerstört: Die Glaub- und Vertrauenswürdigkeit der Wissenschaft. Fragt sich nur von wem, von der Industrie oder von den Wissenschaftlern selbst.

Wir haben in den letzten Jahren einen enormen Anstieg an Korruption, Inkompetenz, Geschwätz, Gefälligkeitsgutachten, Plagiaten und was sonst noch alles erlebt. Wissenschaftler wurden – Autonomie und Drittmittel – geradezu darauf abgerichtet und konditioniert, immer das zu behaupten, wofür sie Geld bekommen. Völlig unabhängig von der wissenschaftlichen Richtigkeit. Opportunismus ist die einzige Maxime.

Das heißt zunächst mal nicht ohne weiteres, daß die Behauptung eines Klimawandelns per se falsch ist. Obwohl man auch in diese Richtung denken kann, denn dafür gab es Forschungsgelder. Und wenn es Forschungsgelder gibt, gibt es auch Professoren, die alles behaupten, was man hören will. Schaut euch doch nur mal an, mit welcher Sorte von Leuten die Professuren besetzt werden, und wie die sich heutzutage finanzieren. Da wird plagiiert, geschwindelt und gelogen. Artikel werden von Mitarbeitern gefertigt, die aus Wikipedia abschreiben. Die wissenschaftliche Exaktheit ganz bewußt der Publizität geopfert. Personen statt Argumente in den Vordergrund gespielt. Braucht man eigentlich noch eine zahlende Industrie, um Klimawissenschaftler unglaubwürdig zu machen, oder machen die das schon selbst?

Die Industrie hat erkannt, daß in der Wissenschaft heute jede beliebige Meinung käuflich ist, und daß ohnehin niemand mehr da ist, der etwas wissenschaftlich auf Richtigkeit überprüfen könnte. Es gibt heute gegeneinanderstehende Meinungen und Interessen. Den wissenschaftlichen Disput gibt es schon lange nicht mehr. Nicht mit diesen Leuten.

Wer aber hat nun die Wissenschaft mit Geld beeinflußt und sich Meinungen gekauft? Politik und Öko-Industrie auf der einen Seite? Oder die, die die Leugner bezahlen? Und wessen Interessen verfolgt die Presse?

Man muß eigentlich zu dem Ergebnis kommen, daß man das nicht mehr feststellen kann. Ein Gestrüpp von Korruption, in dem die Wahrheit längst verlorengegangen ist. Und in der Folge wird nicht nur die Klimawissenschaft, sondern die Wissenschaft allgemein an Bedeutung verlieren. Das wird alles immer unglaubwürdiger.

Ich denke schon, daß es einen Klimawandel gibt. In der Zukunft wird man als Ursache aber vielleicht gar nicht mal CO2 oder irgendwelche Treibhausgase ansehen, sondern womöglich korrupte und inkompetente Klimawissenschaftler, die ihre Glaubwürdigkeit verspielt und ihre Argumentationsfähigkeit nie aufgebaut haben, und damit in ihrer Aufgabe zur Aufklärung über Klimagefahren versagt haben. Und dann wird auch mal greifbar, welchen hohen gesellschaftlichen Schaden diese völlig versauten Berufungsverfahren anrichten, in denen Hausberufungen, Vetternwirtschaft, Besoldungspoker und Taktiererei Vorrang vor wissenschaftlicher Befähigung haben. Das schlimmste Treibhausgas ist die heiße Luft, die Wissenschaftler produzieren.

Ich bin inzwischen aufgrund der endlosen Wissenschaftsskandale überzeugt, daß die Wissenschaft auf einer rasanten Talfahrt ist. Das Zeitalter von Demokratie, Aufklärung und Wissenschaft ist vorbei. Es geht wieder zurück in das feudale Lehnswesen des Mittelalters. Hokus-Pokus wird wieder zunehmen. Die religiösen Eiferer aller Richtungen spinnen auch immer mehr. Die PR der Industrie wird immer brutaler, die Presse unterliegt einem immer stärkeren politischen Einfluß. Die Wissenschaftsszene schafft es nach meiner Auffassung immer weniger, sich davon als seriös und glaubwürdig abzuheben. Sie wird über kurz oder lang nur noch als eines dieser vielen Nester von Spinnern wahrgenommen werden.

Ich glaube, das war es dann erstmal für längere Zeit mit der Wissenschaft. Mit “längere Zeit” meine ich länger als die verbleibende Lebenszeit von Leuten meiner Altersgruppe. Das könnte durchaus bis zum Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahrhunderts andauern. Dann ist das Klima irreversibel im Eimer. Hätten wir da ordentliche Wissenschaftler hingesetzt…

(Vielleicht sollte ich die dort in den USA mal auf mein Blog und eine gewisse Klimaforscherin hinweisen. Mal schauen, was passiert…)

7 Kommentare (RSS-Feed)

[…] via Forschungsmafia Schlagwörter: Klimawandel […]


pepe
1.4.2010 18:03
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Konsenz herrscht meines Wissens darin, dass es einen Wandel gibt. Es gibt auch bekannte Zusammenhaenge mit CO2. Viele zaehlen da 1+1 zusammen und mahnen die Ruecksichtslosigkeit unserer zivilisierten Welt an. Andere sind da vorsichtiger. Aber der Punkt ist, dass das Risiko enorm gross ist und wir allein deshalb schon lange haetten handeln sollen.

Das ist nicht passiert und es ist auch nicht absehbar, dass da noch was passiert. Man faengt stattdessen an, riesige Felder fuer Biosprit anzulegen und spekuliert an der Boerse auf Nahrungsmittelmangel, nimmt also die Toten billigend in Kauf. In dem Sinne haben die Propheten Recht behalten, der Markt hat es geregelt.

> als Ursache aber vielleicht gar nicht mal CO2 oder irgendwelche
> Treibhausgase ansehen, sondern womöglich korrupte und inkompetente
> Klimawissenschaftler, die ihre Glaubwürdigkeit verspielt und ihre
> Argumentationsfähigkeit nie aufgebaut haben

Das halte ich fuer groben Unfug. Du blendest die Macht der Medien und die Ignoranz von Politik und Gesellschaft vollkommen aus. Ist es vielleicht auch Schuld der Wissenschaftler, dass man in den Schulen in Amiland Kreationismus lehrt?

Man versucht in den Medien immer eine “neutrale” Situation herzustellen indem man dem Wissenschaftler in der Talkshow einen Kritiker gegenuebersetzt. Das erweckt den Eindruck, dass es eine kontroverse gaebe. Die gibt es meines Wissens aber unter Experten nicht, auch wenn natuerlich nicht jedes einzelne Ergebnis die Gesamtlage unterstuetzt.

Wieso die Leute jeden Tag den Wetterbericht hoeren aber jahrelang die Warnungen zu wirklich wichtigen Problemen ignorieren wird mir wohl immer ein Raetsel bleiben. Aber das alles hat auch was gutes. Aktuelle Genforschung hat das Problem der “missing links” bei der Evolution erklaert. Riesige Teile des Genoms in allen Lebewesen sind offenbar dazu da, sich selbst bei Umweltstress aktiv umzuschreiben. Bakterien machen das wenn sie von Antibiotika nicht komplett gekillt werden(->”Das Kooperative Gen”). Bald sind wir dann auch dran. Was viel benutzt wird, wird am meisten verstaerkt. Ich trainiere schon taeglich meine paraphysischen Kraefte..


Hadmut Danisch
1.4.2010 20:24
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Ich bleibe dabei, daß Wissenschaftskorruption eine wesentliche (allerdings nicht die einzige) Ursache für gesellschaftliche Fehlentwicklungen ist. Und die Macht der Medien und die Ignoranz von Politik und Gesellschaft haben umsomehr Raum, je korrupter (oder feiger) Wissenschaftler sind.

Guck Dir doch mal unsere Professoren an: 90% kriegen das Maul nicht auf und suchen sich immer nur völlig konflikt- und risikofreie Themen heraus, in denen ihnen niemand zuwider kommt (weil in den meisten Fällen noch nicht mal jemand liest, was sie schreiben). Und die restlichen drehen ihre Fahne immer so in den Wind, was gerade gehört werden will, weil es da Geld gibt.

Die Situation, die Du beschreibst, passt eigentlich nur auf Talkshows. In Wissenschaftsmagazinen usw. wird schon stärker Bezug auf Wissenschaftler genommen.

Der Wissenschaftszirkus ist aber ein Haifischbecken. Wenn einer sich mal zu weit aus dem Fenster lehnt und doch mal falsch liegt, ist der erledigt, weil alle die, die gar nichts wagen und immer nur Mainstream quatschen, über ihn herziehen. Deshalb gibt es da fast keinen mehr, der überhaupt einen Standpunkt einnimmt oder was konkret prüft. Hab ich doch schon so oft erlebt.

Das Sozio- und Öko-System ist für Universitätswissenschaftler viel wichtiger als die (inzwischen unwichtige) Frage, ob etwas fachlich richtig ist. Und daraus entsteht das.


pepe
1.4.2010 21:05
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Tjo, und jetzt zeig mir noch nen Beruf wo die Leute sich nicht darum kuemmern wie sie noch mehr Geld machen koennen. Ein Prof ist heute Unternehmer, ohne Drittmittel laeuft nichts mehr. Selbst die Gelder von der Uni werden daran gemessen, wieviel Studenten man fuer die Klausuren und Seminare “anwerben” kann und wieviel Paper man produziert hat.

Das alles bedeutet auch nicht, dass die Industrie besser waere. Dort geht man ja gar nicht erst davon aus dass jemand uneigennuetzig agiert. Wenn es ueberhaupt einen wesentlichen Grund dafuer gibt, dass wir noch immer fossilie Energietraeger im Auto verbrennen, dann ist das doch ganz offensichtlich die Eigendynamik unserer Wirtschaft. Es waere doch idiotisch, als Unternehmer fruehzeitig auf neue Energien umzusteigen. Das kostet doch Geld! Unternehmen wie Shell und BP haben ihre Rohstoffreserven auch nicht zufaellig ueberschaetzt, wer will denn schon seinen Aktionaeren Peak Oil erklaeren muessen?

Warum hast du keine Solaranlage/beziehst keinen Solarstrom? Glaubst du nicht an die Wissenschaft dahinter oder ist es dir einfach nur zu teuer/zu aufwaendig?


Hadmut Danisch
1.4.2010 21:16
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Das ist doch nun am Thema vorbei.

Wenn einer in der Industrie für einen Arbeitgeber tätig ist, wenn einer Marketing oder Vertrieb macht, oder einer als Anwalt tätig ist, dann weiß man, daß der Interessen vertritt, und deshalb nicht unparteiisch sein kann. Dabei sind viele der Leute aus Industrie usw. weitaus ehrlicher, objektiver und an ihrer Überzeugung orientierter als Professoren.

Wissenschaftler nehmen hingegen Wissenschaftlichkeit für sich in Anspruch und tun so, als wären sie objektiv und hätten das Monopol auf Wahrheit. Dabei hat man sie ja gerade auf Lebenszeit verbeamtet und bläst ihnen bis ins Grab Steuergelder in den … damit sie unabhängig und objektiv sind.

Wenn in der Industrie einer einfach Mist baut oder auf eigene Rechnung agiert, dann fliegt der raus. Weil es da einen Arbeitgeber oder Auftraggeber gibt, der (mehr oder weniger) auf Ordnung achtet, und daß Leute z. B. nicht für die Konkurrenz arbeiten. Professoren sind unkündbar und da achtet überhaupt niemand mehr darauf, was die treiben.

Vor Gericht, in der Politik, in den Medien werden immer Professoren befragt, weil die in der Bevölkerung als besonders objektiv und wissen angesehen werden – was sie nicht sind.

Davon ganz abgesehen: In der Industrie lege ich keinen Amtseid ab. Als Professor tut man das. Mach Dir mal den Unterschied zwischen einem Angestellten und einem Beamten, der ein öffentliches Amt bekleidet, klar.

Außerdem stimmt Deine Aussage schon deshalb nicht, weil es viele Berufe gibt, wie Busfahrer, Finanzbeamte usw., die einfach ein festes Gehalt bekommen und da nicht dran rummachen können.


pepe
1.4.2010 21:21
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BTW, ich sehe zufaellig gerade das Konferenzvideo hier:

http://www.stateoftheplanet.org/content/video

Der Anfang ist ne Menge Blabla und ERRISCON-Schleichwerbung, aber am Anfang der Diskussion bei etwa 25% von Session I diskutieren sie warum Poltiker und “Zivilisten” die jahrelangen Warnungen weiterhin ignorieren..


pepe
2.4.2010 13:31
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> Mach Dir mal den Unterschied zwischen einem Angestellten
> und einem Beamten, der ein öffentliches Amt bekleidet, klar.

Amtseid? Wirklich? Die Polizei geht dringenden Hinweisen auf Kindesmissbrauch nicht nach, Ministerien sehen keinen Handlungsbedarf um giftige Lebensmittel aus den Regalen zu nehmen, Verkehrsminister holen mit Polizeikelle unliebsame Fahrzeuge aus dem Verkehr, Innenminister verweigern unliebsamen Menschen die Einbuergerung und die Familienministerin zeigt auf Pressekonferenzen KiPo um die Presse gefuegig zu machen.

Die Wahrheit nehmen die Leute ganz unabhaengig davon fuer sich in Anspruch, ob sie Wissenschaftler sind oder nicht. Wobei man da als Wissenschaftler vermutlich vorsichtiger ist.

> Wenn in der Industrie einer einfach Mist baut oder auf eigene
> Rechnung agiert, dann fliegt der raus.

Aber ja doch, das sieht man ganz deutlich zB an den Speditionen in Deutschland, bei der Bahn AG, bei der Telekom oder daran wie gut man sich um die Atomkraftwerke gekuemmert hat..

Beamtenstatus ist ein Problem fuer sich, faule Beamte gibt es ueberall. Einziger Zusammenhang zur Uni ist vielleicht dieser Aspekt hier: http://www.zeit.de/2010/13/C-Unisklaven

In Sachen Politik-Beeinflussung sehe ich vor allem industriell bezahlte Lobby und “Mitarbeiter”, gern auch als Sachverstaendige getarnt, die ihren akademischen Grad in einem fruehen Leben erworben oder ihn gegen Geld von einer Uni gekauft haben.