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Ein Prachtexemplar von einem Professor…

Hadmut Danisch
30.8.2009 13:10

Schon kurios, was ich da wieder mal von einem Leser zugeschickt bekam.

Inzwischen schimpft sogar die IG Bau. Auf den allseits bekannten und für den Fernsehnutzer unvermeidlichen, omnipräsenten Professor Bernd Raffelhüschen.

Ob der Professor nun – wie die IG Bau behauptet – andere Leute als “Arschloch” bezeichnet, will ich mal dahingestellt lassen. Es würde zumindest zu der in deutschen Universitäten üblichen Haltung passen, daß jemand der nicht Professor oder wenigstens Doktor ist, sowieso nicht beachtlich sein kann. Ob das wirklich so war?

Und auch die Frage, ob es guter Stil ist, wenn jemand einen Brief mit “Prof. Dr. …” unterschreibt, will ich hier nicht vertiefen, denn es ist bekannt, und bedarf keiner weiteren Erörterung, daß es ganz schlechter Stil ist und sowohl von der üblichen professoralen Dauerprahlerei, als auch von Unkenntnis zeugt. Prof. ist nämlich weder ein Titel noch ein Namensbestandteil, sondern nur eine Berufsbezeichnung. Zwar kann man solche Berufsbezeichnung in berufsrelevanten Schreiben durchaus zur Unterschrift verwenden („…empfehlen wir Ihnen heute unsere Kalbsroulade. Ihr Metzgermeister Piepenhein“), aber eben nur, wenn man auch der Metzgermeister oder sonstwas des Angeschriebenen ist. Raffelhüschen sieht sich aber ganz sicher nicht als Professor und Dienstleister des angeschriebenen arbeitslosen Bauarbeiters an. Daher war die Selbstbezeichnung Prof. doppelt fehlerhaft, einmal weil sie da inhaltlich nicht hingehörte, zum anderen weil man sie in einem Schreiben niemals abkürzt (jedenfalls nicht, wenn man über ein Mindestmaß an Umgangsformen verfügt, das es an den Universitäten meist nicht gibt). Es heißt ja auch „Sehr geehrter Herr Professor …“ und nicht „Sehr geehrter Herr Prof. …“. Die Abkürzung verwendet man nur in Personenlisten, wenn es auf die Berufsbezeichnung ankommt.

Ganz offenkundig ging es hier aber nicht um ein formal höfliches Schreiben, sondern um die bei Professoren bisweilen krankhaft ausgeprägte Prahlerei, Protzerei, Selbstbeweihräucherung. Die Aussage war wohl eher ein „Hör mal zu, ich bin Prof. Dr., und Du bist nur ein gewöhnliches Arschloch. Auf einer Rechthabe-Skala von 1 bis 100 habe ich deshalb schon 200 Punkte Vorsprung und automatisch Recht.“ (und damit meine ich wie gesagt nicht, ob der den tatsächlich als Arschloch bezeichnet hat, sondern einfach dieses bei Professoren ständig zu beobachtende Verhalten, Leute erst einmal nach ihrem Stand, ihrer Herkunft, ihrer Titel-Leiste in verschiedene Stufen einzuteilen und davon auszugehen, daß der Ranghöhere immer Recht hat und sich mit Rangniedrigeren nicht abzugeben braucht. )

Nein, ich will eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus, nämlich daß der Mann in der Presse ja ständig als Finanz-Guru auftritt und für die private Altersvorsorge trommelt, und dabei – anscheinend, wenn man der IG glauben darf – auf der Lohnliste der Versicherer steht. Wenn das stimmt, dann wäre der Mann ein wandelndes Gefälligkeitsgutachten, die fleischgewordene Kompromittierung der Wissenschaft durch Korruption. Könnte mich nicht erinnern, daß der in einem Interview schon mal gesagt hätte „Tut mir leid, aber ich stehe da in einem Interessenkonflikt und bin nicht objektiv, fragen Sie doch mal jemand anderen dazu…“.