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Ein Professor und Politikberater

Hadmut Danisch
22.6.2009 22:56

Zweifel an der Qualifikation von Professoren – und damit folglich an der Befähigung zur Ausbildung ihrer Studenten – muß man immer öfter bekommen. Hier noch ein schönes Beispiel, nämlich Professor Herfried Münkler von der Humboldt-Universität in Berlin. Ist zwar kein Informatiker sondern Politikprofessor, aber auch von denen sollte man gewisse Grundfähigkeiten ihres Faches erwarten können. Der schreibt aber über die Gegner der Kinderpornographiesperre:

Es ist eine eigentümliche Schar, die sich unter dem Banner der Netzfreiheit versammelt hat. Einerseits kriminelle Geschäftemacher, die das Internet benutzen, um verbotene Produkte an den Mann zu bringen, und andererseits ein Ensemble von Freiheitskämpfern, die ihre anarchistischen (kein Staat!) oder kommunistischen Ideen (kein Eigentum) in der virtuellen Welt des Internets realisieren wollen.

Wenn ich bedenke, wieviele Leute es gibt, die sich “unter dem Banner der Netzfreiheit versammelt” haben, die aber weder dem einen Lager der kriminellen Geschäftemacher, noch dem anderen der Anarchisten und Kommunisten zuzuordnen sind (genauer gesagt, kenn ich keinen einzigen Sperr-Gegner, der auch nur in der Nähe einer dieser beiden Gruppen stünde), fragt man sich, woraus die Qualifikation dieses Professors in Politik (und damit die Rechtfertigung dafür, diesen Mann bis ins Grab aus Steuergeldern zu alimentieren) bestehen könnte.

Was soll ein Professor für Politik eigentlich können, wenn der sogar noch nach monatelanger Diskussion um die Kinderpornosperre nicht mitbekommen hat, welche Gründe dagegen sprechen? Wenn dem selbst dazu überhaupt nichts anderes einfällt als Kriminalität, Anarchismus und Kommunismus? Oder ist es doch so wie bei so vielen, bei immer mehr Professoren, daß sie überhaupt nichts wissenschaftliches mehr sagen, sondern nur noch ihre Fahnen in den Wind hängen und versuchen, sich durch Opportunismus zu profilieren? Einfach mal so dahinzuschwätzen, was vielleicht irgendeinem Politiker mit Macht positiv auffallen könnte, um sich einzuschmeicheln? Nachdem ihm die Kritik um die Ohren geflogen ist, versucht er eine Rechtfertigung (in der, wie sollte es anders sein, die Schuld dem Leser zugeschoben wird, der ihn nicht verstanden haben soll):

Einige haben sich beklagt, ich hätte sie als kriminelle Geschäftemacher oder als Anarchisten bzw. Kommunisten bezeichnet. Keineswegs. Man muss richtig lesen: Was ich aufgeführt habe, sind die Extreme derer, die sich unter der Fahne der Netzfreiheit versammelt haben; mitnichten sind damit alle gemeint.

Das geht aus der Formulierung wie dem Zusammenhang deutlich hervor. Meine Überlegung lautet vielmehr, dass es extrem heterogene Interessen und Werte sind, die sich hier zum gemeinsamen Kampf verbündet haben.

Meine Frage lautet, ob das den Betreffenden klar ist. Ob sie sich auf eine Logik einlassen wollen, wonach der Feind meines Feindes mein Freund ist? Der unüberhörbare Aufschrei zeigt, dass der Hinweis getroffen hat. Ansonsten überrascht mich die Wehleidigkeit, durch die sich viele Beiträge auszeichnen.

Man vergleiche das mit obiger erster Aussage. Erst hieß es, es sei eine “eigentümliche Schar”, und dann sollen es doch nur Extreme gewesen sein. Erst werden die Sperrengegner beschimpft, nun soll es plötzlich nur darum gehen, daß sich hier heterogene Interessen verbündet haben.

Die nächste Aussage zeigt dann doch, wie das gemeint war, nämlich indem er die Logik angreift, wonach der Feind meines Feindes ein Freund sei. Seine Strategie, die nicht aufgegangen ist, und über die er sich ärgert, war offenbar die, einfach mal – bewußt unrichtig – Sperrgegner als Kriminelle, Anarchos, Kommunisten hinzustellen, in der Hoffnung, daß die “normalen” Sperrgegner abspringen, weil sie ja mit sowas nicht in einen Topf geworfen werden wollen. Als sollte man sich schon deshalb nicht gegen die Internetsperren richten, weil ja schon die Kriminellen und die Kommunisten dagegen seien, und mit denen solle man sich ja nicht verbünden nur weil man den gemeinsamen Feind habe.

Und damit hat er genau das getan, was er in seiner Rechtfertigung zu leugnen sucht, nämlich alle Sperrgegner zumindest als unredlichen Sympathisanten und Verbündete einer der drei Bösewichtergruppen hinzustellen. Heißt im Endeffekt doch wieder alles Kriminelle, Anarchos, Kommunisten. Einfach nur Leute beschimpfen. Allerflachste und billigste Herangehensweise.

Sollte man den als kleine unbedeutende Nummer abtun? Überhaupt nicht. Glaubt man diesem Artikel des SPIEGEL, dann ist dieser Professor sogar ein wichtiger Politikberater mit viel Einfluß und ständigem Kontakt zu den Ministerien. Der schreibt denen auf, was die machen sollen.

Nun zählt das mal zusammen, diesen Schwachsinn, den der von sich gibt, etwa über Sperrgegner, und die Beratungsmacht, die er – anscheinend – auf Politiker ausübt. Kein Wunder, daß unsere Politik immer mehr Mist produziert – und die Professoren immer fragwürdiger und interessengesteuerter werden.

Wenn man den Politikern einimpft, daß Sperrgegner aus Kriminellen, Anarchisten und Kommunisten bestehen, braucht man sich über deren Entscheidungen nicht mehr zu wundern.