Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Wissenschaftliche Publikationen erfunden

Hadmut Danisch
2.5.2009 16:49

Die nächste Stufe. Das mußte ja so kommen.

Daß Universitätswissenschaftler bei den Publikationen schwindeln und betrügen ist klar:

  • Daß da ein und derselbe Käse in Scheiben geschnitten und immer wieder veröffentlicht wird, ist bekannt.
  • Daß die bei den Autoren schwindeln, sich aus Gefälligkeit gegenseitig mit drauf schreiben oder sogenannte “Ehrenautoren” erzeugen, kennt man.
  • Daß die Abschreiben und plagiieren, daß die Schwarte kracht, ist auch nichts neues.
  • Daß die Laborergebnisse fälschen oder einfach erfinden, passiert regelmäßig.
  • Daß da der letzte Mist über Zitier- und Editoren-Kartelle als Veröffentlichung durchgeht, hat man oft gesehen.
  • Daß sich viele Professoren und auch Doktoranden ihre Werke von anderen schreiben lassen, wird an manchen Universitäten schon als normal angesehen.
  • Daß man dann, wenn der Mist so dünn ist, daß ihn überhaupt niemand haben will, man einfach mit ein paar anderen Leuten eine Konferenz gründet und das eben selbst in einen Tagungsband schreibt, damit es einfach irgendwie veröffentlicht ist, ist üblich.
  • Daß ich bei der Bewerbung um eine Professur ein von mir selbst geschriebenes Bundestagsgutachten auf der Literaturliste eines Konkurrenten als dessen Werk wiederfand, hat mich dann auch nicht mehr wirklich überrascht.
  • (Nachtrag:) Mehrere Fälle sind bekannt, in denen man auf lausige Publikationen einfach bekannte und angesehene Forscher als Koautoren mit draufschrieb um das als Türöffner für die Annahme von Papers zu Konferenzen und zur Werterhöhung zu verwenden, ohne daß die davon wußten.

Diese ganzen Schwindel- und Betrugsmethoden hatten aber eines gemeinsam: Es gab zumindest die angegebene Publikation irgendwo, sei sie auch noch so faul oder schlecht.

Jetzt aber ist ein Schwindel aufgeflogen, bei dem sie die Publikationen ganz erfunden und welche angegeben hatten, die es nie gab. Siehe DER SPIEGEL. Laut Spiegel ist Göttingen auch eine “Elite-Universität”. Was man in Deutschland eben so unter Elite versteht – die größten Schwindler der Wissenschaft. 8,6 Millionen wollten sie ergaunern. Und das alles aus unseren Steuergeldern. Und der Präsident der Uni fürchtet um deren “Ruf”. Die Reputation sei beschädigt worden. Vor einer Untersuchungskommission müßten sie sich verantworten. Wahrscheinlich werden sie dann mit Wattebällchen beworfen. Warum steckt man Professoren, die mit Betrug einen 8,6-Millionen-Coup probieren, nicht in den Knast?

Interessant ist die Frage, in wievielen Fällen solche Betrügereien schon funktioniert haben. Wird ja nicht das erste Mal gewesen sein.

Bin schon mal gespannt, womit sie das dann toppen und was als nächstes kommt.

Obwohl, eigentlich gabs schon eine Steigerung. Irgendwo, ich glaub das war in Schottland, gab’s mal eine Universität, die publizierte und tolle Webseiten hatte, sogar ihre Veranstaltungen und Feierstunden und so weiter auf der Webseite angab, alles ganz toll und normal und mit Bildern und so. Bis man nach Jahren zufällig bemerkte, daß diese ganze Universität nicht existierte, frei erfunden war und nur aus einem Briefkasten bestand. Zweck dessen war, um Leute mit vorgetäuschten Immatrikulationen ins Land zu schmuggeln, die sonst kein Einreisevisum bekommen hätten. Trotzdem hat diese Geisteruniversität jahrelang unauffällig im Wissenschaftszirkus mitgerührt.

Hehehe

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