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Geistige Hilflosigkeit in Wissenschaft und Politik

Hadmut Danisch
19.4.2009 2:25

Ich habe in letzter Zeit eine Beobachtung immer wieder gemacht, sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Politik.

Die Leute sind inzwischen geistig so gut wie hilflos geworden. Die Leute sind immer weniger in der Lage, für das, was sie tun oder wollen, eine vernünftige Begründung abzugeben. Sie können nicht mehr sagen, warum ihre Meinung richtig sein soll oder wie sie dazu gekommen sind, und sie können nicht mehr sagen, warum die Gegenmeinung falsch sein soll.

Es kommt immer mehr in Mode, den Träger der Gegenmeinung einfach nur heftig zu beschimpfen, als Pseudo-Experten usw., und für die eigene Meinung zur Durchsetzung Macht zu mißbrauchen, aber eine intellektuelle argumentative Auseinandersetzung findet praktisch nicht mehr statt. Das ist in der Politik so, und das ist in den Wissenschaften auch so.

Sowohl in meinem eigenen Streit, als auch in vielen anderen Hochschulstreitigkeiten, dokumentiertem Auftreten von Wissenschaftlern, deren Beiträge in Foren usw. findet man immer wieder ein bestimmtes Schema: Aussagen der Art “Der ist kein renommierter Wissenschaftler, was der sagt muß man nicht beachten” oder “Der ist renommiert, der hat automatisch Recht, und darüber wird nicht mehr diskutiert”. In Politik und Wissenschaft zählt längst nicht mehr das Argument, sondern die Welt wird schwarz/weiß eingeteilt: Wer sagt, was man hören will, der ist gut, Experte, Wissenschaftler, renommiert, anerkannt. Und wer etwas anderes sagt, der ist kein Wissenschaftler, nicht anerkannt, unbeachtlich, Pseudo-Experte, hysterisch. Wie schon oft erwähnt, zählt es an den Universitäten schon lang und inzwischen in immer mehr Bereichen als ungemein wichtig, seine Aussagen und Meinungen auf nur noch ein DIN A4-Blatt zu schreiben, und aus seiner Position heraus eine Meinung zu verkünden, sich dabei aber jeglicher Begründung und Argumentation zu enthalten. Begründet dann doch mal einer, was er sagt, rümpfen alle die Nase und werten ihn als umständlich, weitschweifend etc. ab.

Wir sind wirklich auf dem Weg, das Denken zu verlernen, der Sozialdruck ist ungemein hoch, sich geradezu oberflächlich zu verhalten.

Es ist auch erstaunlich, wieviel Wert es inzwischen hat, wer etwas sagt gegenüber was er sagt oder ob er es begründen kann. Weil die Zuhörer so weit meist schon gar nicht mehr denken. Im Gegenteil gilt begründungsfreies Verkünden inzwischen als zeitgemäß und modern.

Ich glaube, wir befinden uns gerade in einer geistigen Rezession – oder Depression.