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Wieder mal Uni-Bibliothek Karlsruhe

Hadmut Danisch
4.2.2008 19:30

Und hier ist wieder eine neue Folge aus dem beliebten Fortsetzungsdrama “Universitätsbibliothek Karlsruhe”. (vgl. Folge 1)

Ich wollte ein Buch zurückgeben.

Eines, das ich per Fernleihe bestellt hatte.

Das dumme daran war, daß ich – wie ich das eigentlich gewohnt bin – sämtliche Zettel, die man in die Bücher gelegt bekommt, zuhause rausgenommen habe. Mich nervt das nämlich, wenn man ein Buch ausleiht und dann nicht nur die ein oder zwei Zettel drin sind, die man selbst dazubekommt (Vormerkung/Frist), sondern auch noch die Zettel der letzten drei Vorgänger. Also betrachte ich es als höflich, das Gedöns rauszunehmen.

Dabei hatte ich versäumt, den – übrigens fürchterlich strukturierten – Fernleihfristzettel genau zu lesen bevor ich ihn herausnahm. Den muß man nämlich im Buch lassen, bis man es zurückgibt. Weil da nämlich ein Barcode drauf ist, ohne den sie nicht wissen, was sie mit dem Buch machen sollen.

Gut, das hatte ich nicht gelesen.

Gibt man das Buch ohne Zettel zurück, dann kostet das eine Bearbeitungsgebühr von 2,50 Euro nach § 9 der Bibliotheksgebührenordnung von Baden-Württemberg vom 27.12.2006. Aha. Google meint dazu, daß sich der Landtag von Baden-Württemberg schon ausgiebig mit dieser Gebührenordnung befaßt hat. Die Republikaner hätten sich beispielsweise mal gesorgt, daß die Gebühren zu niedrig wären. Wußte gar nicht, daß die in Bibliotheken gehen.

Man soll also 2,50 dafür zahlen, daß die in einer Datenbank mal nachsehen, welches Buch das sein könnte, oder vielleicht den Zettel neu drucken, obwohl sie sonst solche Zettel den ganzen Tag lang kostenlos drucken.

Da wurde der Informatiker in mir wach und fragte, warum die Datenbank das nicht hergeben könnte, daß man da einfach anhand der Benutzernummer nachschaut, welches Buch das ist und wo es hingehört.

Nein, das geht nicht. Die Software sei das i3v, also die alte Karlsruher Krankheit, mit der einem schon die Institutsbibliotheken den letzten Nerv raubten. Ich hatte gehofft, das wäre endlich ausgestorben.

So ist das eben in Baden-Württemberg: Eher kümmert sich der Landtag darum, welche Gebühren man für den fehlenden Zettel abknöpft, als daß irgendwer der Software mal beibringt, das auch ohne diesen Zettel zu erledigen. Ach wie schön leicht und einfach war das an der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden (SLUB).

Wie hieß es noch gleich? Baden-Württemberg – Wir können alles. Außer Hochdeutsch.

Wenn Hochdeutsch das einzige Problem wäre….

4 Kommentare (RSS-Feed)

Jens
5.2.2008 1:47
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Was genau ist eigentlich Dein Problem? Du hast einen Fristenzettel weggeschmissen, auf dem dick und fett drauf steht, daß Du ihn im Buch lassen sollst, und dafür sollst Du jetzt den nach der Gebührenordnung vorgesehenen Betrag zahlen, und deshalb flennst Du jetzt rum?


Hadmut
5.2.2008 22:45
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QUATSCH!

Diese aus dem amerikanischen übernommene Unsitte, auf Kritik mit einem aggressiven “Was ist Dein Problem?” zu reagieren, mag ich gar nicht und finde sie ziemlich daneben. Warum eigentlich so sauer? Hast Du da Aktien an i3v?

Ich habe den Zettel auch nicht weggeworfen, sondern hatte ihn noch und mußte nicht zahlen.

Ich muß aber kein persönliches Problem haben, um etwas in mein Blog zu schreiben. Manchmal gehe ich einfach mit offenen Augen durch die Welt, auch als Informatiker.

Ich finde es absurd wegen eines Zettels eine Strafgebühr zu verlangen, wenn es bei ordentlich gebauter Datenbank auch einfacher ginge.

Außerdem stimmt das nicht, daß das groß und fett draufstand. Das steht nur an den Stellen des Zettels, die man erst dann sieht, wenn man ihn rausnimmt und durchliest. Oben steht zunächst mal nur “Fristzettel”.
Und Fristzettel kann man für gewöhnlich wegwerfen.

Man kann nicht von einem Bibliotheksbenutzer, den man regelmäßig mit unwichtigen Fristzetteln beschickt, erwarten, daß er trotzdem jeden einzelnen durchliest um zu sehen, ob nicht plötzlich doch was wichtiges draufsteht. Solange das Ding oben wie ein normaler Fristzettel aussieht, muß man das nicht erwarten.

Das hat auch was mit Benutzerschnittstellen und Ergonomie zu tun, was Informatiker eigentlich auch so ein bischen drauf haben müssen.

Übrigens hat die Bibliothek es wieder nicht geschafft, mir eine Rückgabequittung auszustellen, weil die da die Bücher sofort unter den Scanner halten und es in dem Moment schon nicht mehr möglich ist, eine Quittung zu drucken. Dummerweise muß man bei dieser Software nämlich ganz am Anfang anklicken, daß der Kunde eine haben will. Völlig wider die natürlichen Abläufe und ein ständiger Quell von Fehlbedienung. Nachträglich geht es nicht mehr.

Und da sowas auch aus meinen Steuergeldern gebaut wird, kann ich mir durchaus mal Kritik erlauben.


Hadmut
6.2.2008 23:48
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Naja, so einfach ist es nun auch wieder nicht.

Die Bibliothek ist beispielsweise nach 19.00 nicht mehr besetzt und wird halt einfach nicht abgeschlossen. Daß die Bibliothek 24 Stunden nutzbar ist, ist weniger Luxus als vielmehr die Folge dessen, daß die Uni-Wache in die Bibliothek verlegt wurde und die Bibliothek so weit automatisiert ist, daß sie an sich nur noch einen großen Automaten darstellt, der halt einfach abends nicht abgeschaltet wird.

Außerdem gibt es in der Karlsruher Bibliothek viele wichtige Werke nicht und die Badische Landesbibliothek hat ganz geizige Öffnungszeiten, die für berufstätige Leute ziemlich unpassend sind.

Beispielsweise gibt es an der SLUB viel mehr und viel bessere Arbeitsplätze, auch abgeschlossene. Hat man sein Notebook dabei, kann man auf diverse Datenbanken zugreifen, z. B. Juris.

Ich glaube nicht, daß der Unterschied darin liegt, daß in Dresden so wahnsinnig viel Geld zur Verfügung steht. Die müssen an den verschiedenen Zweigstellen der SLUB nämlich auch ganz schön sparen.

Es ist einfach eine andere Mentalität, die da dahintersteckt. Die gehen dort ganz anders an die Sache heran.

Ich habe mir mal den Neubau Informatik in Dresden angesehen. Viel Geld hatten die auch nicht, mehr als einen trockenen Betonbau mit ein paar Blechverkleidungen konnten die sich auch nicht leisten. Aber sie haben was draus gemacht, so ein richtig pfiffiges Gebäude, das richtig Spaß macht. Direkt hinterm Informatikbau hat es einen hübsch angelegten Tümpel und eine sorgsam mit WLAN abgedeckte große Liegewiese.

Schau ich mir dagegen die Karlsruher Bauten der letzten 15 Jahre an, werde ich von Tristess und Langeweile übermannt.


Jens
7.2.2008 2:24
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Juris? Gäbe es hier wohl auch, wenn wir eine Jura-Fakultät und nicht nur ein Jura-Institut hätten …