Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die Doktormacher

Und noch ein paar Details zum Korruptionsfall in einem weiteren SPIEGEL-Artikel, nachdem gestern auch ein interessanter Artikel in der WELT war. So manch einer wird sich fragen, was eigentlich so ein Institut für Promotionsberatung macht.

Nun, ich weiß natürlich nicht, welches Institut da in den Fall verstrickt war. Und natürlich werden solche Institute auf ihrer Webseite vielleicht nicht unbedingt alles so ganz genau und zutreffend beschreiben, was sie da machen.

Aber schauen wir einfach mal auf die Webseiten irgendeines solchen Promotionsberaters, beispielsweise http://www.drgraetz.de/ , dann finden wir solches im Angebot:

Unser Serviceangebot für Sie:

1. Dissertationsthema:
Wir helfen Ihnen bei der Auswahl eines optimalen Themas, das Ihren Möglichkeiten und Interessen entspricht und Ihren Arbeitsaufwand stark reduziert.

2. Doktorvater:
Wir finden für Sie einen fachlich kompetenten Doktorvater (Professor oder Privatdozent), der sich bereits in der Vergangenheit als erfolgreicher und fairer Betreuer und Gutachter erwiesen hat.

3. Promotionsordnung:
Wir analysieren die über 900 deutschen Promotionsordnungen unter Berücksichtigung auf Ihre besonderen Voraussetzungen und auf notwendige Vorbedingungen, wie Mindestnoten, absolvierte Seminare, Scheine, Prüfungen u.ä. So ermitteln wir den für Sie günstigsten Weg zur Promotion.

4. Fakultät:
Wir finden eine Fakultät an einer deutschen Universität oder Technischen Hochschule mit uneingeschränktem Promotionsrecht, bei der Sie aufgrund Ihrer Vorbildung und Ihrer zeitlichen Möglichkeiten promovieren können. Zusätzliche Eingangsprüfungen oder Seminarbesuche sind dort in der Regel nicht erforderlich, ebensowenig eine Mitarbeit am jeweiligen Institut; bei Interesse können Sie jedoch evtl. Lehraufträge übernehmen.

5. Realisierung:
Wir unterstützen Sie bei der Realisierung Ihres Promotionsvorhabens im Rahmen der rechtlichen Vorschriften und nach Ihren Wünschen:

* Wissenschaftliche Diskussion von Gliederungen, Exposés und fertiggestellten Entwürfen
* Hilfe bei der Beschaffung von Material und Literatur
* Durchführung von Literaturrecherchen, Datenbankrecherchen und empirischen Untersuchungen
* Organisation von Schreib- und Rechenarbeiten, einschliesslich Datenverarbeitung, Signifikanzberechnungen und Erstellung von Graphiken

6. Vermarktung:
Wir unterstützen Sie optimal bei der Veröffentlichung und Vermarktung Ihrer Dissertation bzw. Ihres Doktortitels.

Sie können im Optimalfall durch unsere legale Unterstützung Ihren Arbeitsaufwand für die Promotion um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Wir bieten Ihnen, soweit Sie ein abgeschlossenes Studium vorweisen können, ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch an.

Es läuft also darauf hinaus, daß einem da jemand den Arbeitsaufwand gewaltig erleichtert (erleichtern will). Unter anderem die Literaturrecherchen, Datenbankrecherchen und empirischen Untersuchungen durchführen will, und auch sonstige Arbeiten übernehmen will.

Heißt: Wer Geld hat, muß weniger für den Doktortitel tun.

Ist sowas legal?

Nun ja, die Promotion als gesetzliche Berufszugangsprüfung soll den Nachweis der Befähigung zu selbständigem wissenschaftlichem Arbeiten liefern. Ob jemand noch “selbständig” arbeitet, dem solche wie die oben angebotene Hilfe zuteil wird, dessen Arbeitsaufwand auf 50% gedrückt wird, das kann man sich leicht selbst überlegen.