Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Doktorschwemme – Doktorinflation?

Hadmut Danisch
24.6.2011 21:56

Die ZEIT berichtet gerade darüber, daß die Exzellenz-Initiative gerade eine große Zahl von Doktoranden erzeugt, die dann alle ungefähr gleichzeitig fertig werden, für die es keine Verwendung und keinen Anschlußjob gibt, und die nicht industrietauglich sind. Dr. Hartz IV?

Die Problematik daran wird dabei besonders in diesem Absatz schön beschrieben:

Am Cluster »Religion und Politik« in Münster wird durch Schulungen versucht, die Doktoranden auch für den außeruniversitären Markt zu interessieren. Typische Alternativziele zur Uni-Laufbahn sind Berufe in Stiftungen, Museen, im Wissenschaftsmanagement oder auch im Verlagswesen oder Journalismus. Die Frage, die sich die Doktoranden stellen, ist die, ob man ohne praktische Berufserfahrung mit Anfang dreißig in der freien Wirtschaft unterkommt – und ob man auf ein Berufsleben außerhalb der vertrauten akademischen Umgebung überhaupt Lust hat. »Abgesehen vom höheren Bibliotheksdienst sind nur wenige Berufe für mich interessant«, sagt Maximilian Schuh, Historiker und Doktorand am Münsteraner Cluster.

Wenn aber dann der Flaschenhals auftritt, weil viele fertige Doktoren auf wenige Wissenschaftlerstellen und noch weniger Professuren drängen, dann führt das nicht nur – wie bekannt – dazu, daß die Leute noch mehr ausgenutzt werden und als kostenlose Privatdozenten für die Universitäten schuften, sondern auch zu noch mehr Korruption bei der Vergabe der Professuren. Und viele der Promovierten, die in der Uni nichts finden und außerhalb der Uni nichts können, werden einfach arbeitslos und müssen durchgefüttert werden.

Einen positiven Aspekt hat es jedoch. Taxifahrten werden in Zukunft deutlich kurzweiliger werden. Weil die Taxifahrer nicht mehr Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen, sondern Promovierte sein werden, die einen mit Philosophie und dergleichen zu unterhalten wissen. Und wie schon früher erwähnt, werden auch unsere Topfpflanzen viel besser gepflegt werden. Und in den Museen sitzen die Wärter dann auch nicht einfach nur auf dem Stuhl in der Ecke, sondern können das Publikum durch schlechte, aber exakt 90 Minuten dauernde Vorträge in den Schlaf wiegen.

Wer kam eigentlich auf die Idee, daß es „exzellent” sei, so viele Doktoren zu produzieren, die man nicht braucht? Warum hat man das gemacht?

War das nicht, weil man damit mehr Punkte bei der Exzellenzinitiative bekam, bei der von unbekannten Personen unter unbekannten Kriterien Geld verschleudert wurde? Hach, was sind wir hier wieder exzellent. Meine Empfehlung an Frau Dr. Schavan (ach ja, neben Taxifahrer und Museumswärter kann man damit natürlich auch Forschungsminister werden).

Ein Kommentar (RSS-Feed)

Logge
27.6.2011 13:31
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In der Politik könnten viele der Doktoren schnell ihren Titel verlieren. Das wird sich der eine oder andere genau überlegen. Da ist es im Taxi sicherer…