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CDU-Streit als Motiv für Forschungsschwindel

Hadmut Danisch
15.1.2010 1:08

Das Bild verdichtet sich.

Ich hatte es in der Kritik an der Dissertation der Familienministerin Kristina Köhler schon angesprochen (hier und hier), aber es mehren sich die Anzeichen dafür, daß es hier nicht um Wissenschaft, sondern um politische Opportunität geht. Was ja auch nicht neu wäre, denn in Baden-Württemberg ist mir ja schon öfter aufgefallen, daß die Politik an den Universitäten wichtig ist und die da auf Wissenschaft pfeifen.

Eben kam in den ZDF-Nacht-Nachrichten ein Bericht über den Streit in der CDU, bei der auf der einen Seite die Kanzlerin Merkel steht und die Partei gemäßigt halten und für neue Wählerschichten öffnen will, und auf der anderen Seite das christlich-konservative Lager steht, die gegen Merkel schießen und sehr weit nach christlich-rechts wollen. Um verblüffend oft sieht man im Fernsehen in diesem Zusammenhang Hessens Ministerpräsident Koch.

Auch der SPIEGEL hat eine ähnliche Geschichte, in der sogar steht, daß Merken die Konservativen mit Streicheleinheiten beruhigen will. Dazu gehören die Hessen, und zu Hessens CDU gehört Kristina Köhler.

Viel wurde gefragt und spekuliert, warum eine so junge Politikern ohne einschlägige Erfahrung und Ausbildung (und ohne Familie), aber mit bekanntem Rechtsdrall in so ein Amt berufen wird.

Ich denke, es wird immer offensichtlicher, daß Merkel Köhler nicht wegen Kompetenz, sondern zur Beschwichtigung des rechten Lagers zur Ministerin gemacht hat. Es paßt exakt in die derzeitige Streitsituation.

Und damit schält sich auch immer deutlicher heraus, warum der konservative CDU-Flügel hier diese Köhler-Dissertation lanciert hat. Merkel argumentiert oft damit, daß Wahlen in der Mitte gewonnen werden und holt sich Wahlforscher dazu, die das bestätigen.

Wie also würden die CDU-Rechten dagegen angehen? Einfach andere Wahlforscher zu holen geht so nicht. Zumal die vielleicht was anderes sagen würden als benötigt. Also veranstaltet man einfach eine Umfrage unter den Parteimitgliedern (nicht den Wählern, daa käme auch was anderes raus als konservativ gewollt) und beauftragt damit nicht ein unabhängiges Institut, sondern macht das gleich selbst, damit auch das „richtige” Ergebnis herauskommt. Und damit das ganze überzeugend, wissenschaftlich, unwiderlegbar klingt, macht man das an der Uni, läßt das eine verlässliche Hardlinerin durchziehen und verpaßt der auf diese Weise auch noch einen Doktor als Kompetenzverstärker. Und das ist alles kein Problem, weil man ja den passenden, der Hessen-CDU nahestehenden Doktorvater griffbereit hat, der das promoviert und auch noch in der Presse lobt. Und schon sieht es so aus, als ob Merkel völlig desorientiert dasteht, weil die Mitglieder doch alle so stramm „Nonegalitär” sind. Und den Abgeordneten wird auf diese Weise gleich „bewiesen”, daß die Partei viel rechter ist, als sie glauben, und man sich deshalb nach rechts orientieren müsse. Und das alles dann noch so gemacht, daß niemand etwas nachprüfen, verifizieren, falsifizieren kann. Köhler bekommt die Umfragezettel direkt nach Hause, und keiner kann nachprüfen, was da tatsächlich geantwortet wurde. Aber vom Professor wird es bestätigt und gelobt. Das ultimative unwiderlegbare Superargument gegen Merkel mit ihren Wahlforschern.

Die Ernennung zur Ministerin ohne Kompetenz als Merkels Manöver gegen die Partei-Rechten.

Die Promotion Köhlers ohne Kompetenz als Manöver der Partei-Rechten gegen Merkel.

Köhler als Doppel-Profiteurin, doppelt ohne Kompetenz, dafür jetzt Doktor und Minister.

Und das im Namen der Wissenschaft. Da geht’s schlimmer zu als auf dem Basar.

Übrigens findet sich da auch gleich ein Motiv für die Freigabe der privaten Zahlungen an Beamte (Professoren) im Hochschulbereich, was man ja eigentlich als strafbare Korruption ansehen würde. Zitat Merkel (Quelle Telepolis):

“Deshalb werden wir auch das ehrenamtliche Engagement und Stiftungen ganz oben auf die Tagesordnung setzen.” Was der Staat nicht mehr finanzieren kann, soll dann durch wohltätige Spenden der allseits bevorzugten reichen Schicht besorgt werden. Bürgerschaftliches Engagement mache nämlich etwas von dem Gesellschaftsbild deutlich, “dass nicht alles nur der Staat machen kann, sondern dass wir auch Anregungen brauchen”. So simpel ist das Weltbild einer Naturwissenschaftlerin gestrickt. Aber, wie gesagt, wir vermuten ja, dass dies weniger mit der Physik als mit dem Kontext der kommunistischen Heilslehre und den damit verbundenen Potemkinschen Dörfern zu tun hat.

Bemerkenswert. So schließt sich der Kreis zwischen vielen Vorgängen, die zunächst gar nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, nämlich

  • die Korruptionsgeschäfte an der Uni Karlsruhe, gegen die seltsamerweise kein Staatsanwalt, kein Gericht, kein Minister vorgehen will,
  • die Vorgänge um die Hector-Stiftung über 200 Millionen Euro an die Universität Karlsruhe,
  • die Horst-Görtz-Stiftung mit der seltsamen Stiftungsprofessur und dem IT-Sicherheitspreis in Darmstadt,
  • den zunehmenden Handel von (Ehren-)Doktorgraden gegen Geld, wie beispielsweise im Fall Maschmeyer,
  • die Promotion und Ernennung der Ministerin Köhler.

Und immer kommt man am Ende bei der CDU heraus.

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Was man auf der einen Seite zuviel rausgequetscht hat kann man auf der anderen Seite medienwirksam als Wohltat wieder über dem Volk ausschütten. Hauptsache der Pöbel ist beschäftigt.

Carsten

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zuweilen tut er ’s mit Vergnügen.
Wilhelm Busch